Das finstere Tal (Ö/D 2014) von Andreas Prochaska |
Über einen verschlungenen Pfad erreicht ein fremder Reiter ein verstecktes Dorf in den Alpen. Die Dorfbewohner würden den Fremden, der sich Greider nennt und um ein Quartier für den Winter bittet, am liebsten wieder davonjagen. Die Söhne des Brenner-Bauern hätten das wohl gerne in die Hand genommen, wenn Greider ihnen nicht eine Handvoll Goldmünzen gegeben hätte. Greider wird bei der Witwe Gader und ihrer jungen Tochter Luzi untergebracht. Luzi steht kurz vor ihrer Hochzeit. Bei ihr dominiert jedoch nicht die Vorfreude, sondern die Angst, denn Hochzeiten sind in diesem Tal mit einer furchtbaren Tradition verbunden. Nachdem der Schnee das Dorf eingeschlossen hat, stirbt einer der Brenner-Brüder bei einem furchtbaren Unfall. Als der zweite Brenner-Sohn kurz darauf ebenfalls das Zeitliche segnet, ist schnell klar, dass es sich hier um keinen Zufall handelt: Die Brenner-Familie muss büßen, denn Greider ist gekommen, um eine Rechnung aus längst vergangenen Zeiten zu begleichen.
Das finstere Tal von Andreas Prochaska
„Das finstere Tal“ von Andreas Prochaska wollte ich als Westernfan unbedingt im Kino sehen und ich war sehr enttäuscht, als das nicht zustande kam. dafür habe ich mir dann nur ein paar Tage nach der Veröffentlichung die DVD gekauft. Und was soll ich sagen? Der Film hat meine hohen Erwartungen noch bei weitem übertroffen.
„Das finstere Tal“ ist kein sehr gesprächiger Film. Tobias Moretti, der den Antagonisten Hans Brenner spielt, sagt in einem Interview in den DVD-Extras folgendes: „Sprache findet in diesem Film nicht statt.“ Bezugnehmend auf verbale Kommunikation stimmt das. Hier sprechen die Mimik und die Körpersprache. Durch dieses beredte Schweigen werden diese nonverbalen „Gespräche“ für den Zuschauer greifbar. Tobias Moretti, Erwin Steinhauer, Paula Beer, Hans-Michael Rehberg, Clemens Schick, Sam Riley, der den Greider spielt, und alle anderen an dem Film beteiligten beherrschen diese Kunst perfekt. Ein besseres Ensemble hätte man für diesen Film gar nicht finden können, was diese Menschen mit einem einzigen Blick oder einer kleinen Geste kommunizieren können, schaffen andere nicht einmal mit 1000 Worten.
Der zweite große Pluspunkt des Filmes ist die Kulisse. Einen Western, der in einer alpenländischen Winterlandschaft spielt sieht man schließlich nicht so oft und Kameramann Thomas Kiennast schafft es, diese mit großartigen Kamerafahrten einzufangen. Hinzu kommt die detailverliebte Ausstattung, die den Zuschauer von der ersten Sekunde an in Erstaunen versetzt.
Die Schießereien sind ebenfalls sehr gut in Szene gesetzt worden, „Das finstere Tal“ hat zwar keinen übermäßig hohen Bodycount, dafür sterben die Menschen mitunter äußerst blutig. Die Freigabe ab 12 Jahren ist in meinen Augen sehr tief angesetzt.
Es gibt nur einen kleinen Minuspunkt, den ich anmerken möchte: Den Voiceover. Dabei ist weniger störend, was die Erzählerin, sondern das „wie“. Der tirolerische Dialekt ist teilweise (obwohl er bei der Berlinerin Beer völlig natürlich klingt) so stark, dass ich Probleme hatte, alles zu verstehen und mehrmals zurückspulen musste. Das ist aber nur ein sehr kleiner Kritikpunkt.
Ein würdiger Kandidat im Oscarrennen
„Das finstere Tal“ wurde von Österreich in das Rennen um den besten nicht englischsprachigen Film bei der nächsten Oscarverleihung geschickt. Ich wünsche dem Film dabei alles Gute, er wäre ein würdiger Gewinner. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Thomas Willmann ist einer der besten Western der letzten 20 Jahre und spielt mit „Django Unchained“ locker in einer Liga.