Titel: Der Gott des Gemetzels (Originaltitel: Carnage)
Mit: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly
Regie: Roman Polanski
Buch Yasmina Reza & Roman Polanski
Frankreich 2011
Laufzeit: 79 Minuten
Der Gott des Gemetzels von Roman Polanski
Die beiden Ehepaare Nancy und Alan Cowan sowie Penelope und Michael Longstreet treffen sich zu einem klärenden Gespräch, da der Sohn der Cowans dem Kind der Longstreets mit einem Stock zwei Schneidezähne ausgeschlagen hat und sie ein klärendes Gespräch führen wollen. Das Treffen nimmt zuerst keinen ungewöhnlichen Verlauf, man diskutiert über die Geschehnisse und trinkt Kaffee miteinander. Im Verlauf des Gespräches kommen jedoch immer mehr Konfliktpunkte zum Vorschein, welche zwischen den vier Beteiligten zu immer mehr Streits führen, wobei die verschiedenen Koalitionen durchaus wechseln und schon bald nicht mehr um die Schulhofschlägerei der beiden Kinder gestritten wird. Als dann auch noch Alkohol ins Spiel kommt, fallen schließlich nach und nach die letzten Hemmungen bei den Protagonisten.
Nach einem Stück von Yasmina Reza
Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ ist die Verfilmung eines Theaterstückes von Yasmina Reza, das 2006 in Frankreich uraufgeführt wurde. Polanski sah das Stück und sicherte sich dem Vernehmen nach sofort die Filmrechte. Das Stück, welches später auch am Broadway aufgeführt wurde, ist bis heute ein großer Erfolg.
Kate Winslet, Christoph Waltz, Jodie Foster und John C. Reilly brillieren in „Der Gott des Gemetzels“
Da „Der Gott des Gemetzels“ die ganze Zeit über mit wenigen Ausnahmen in der Wohnung der Longstreets spielt, ist es umso wichtiger, dass die Schauspieler den Film auch wirklich tragen können. Bei den Leistungen, die Foster, Waltz, Winslet und Reilly hier allerdings abrufen, wäre man auch vollauf damit zufrieden, nur einem aus diesem Quartett dabei zusehen zu dürfen, wie er oder sie alleine in der Wohnung Selbstgespräche führt. Wird der Film in den ersten dreißig Minuten (auch dank Roman Polanski, der in der Figur des Alan in dieser Phase des Films wohl das meiste Potential sah) zur „Christoph Waltz Show“, ändert sich das mit der Zeit immer mehr und jeder der vier wirkt einfach fantastisch in seinen oder ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten.
Die Kameraführung in „Der Gott des Gemetzels“
Während man bei einem Theaterstück nur begrenzte Möglichkeiten hat, die Aufmerksamkeit des Publikums auf eine bestimmte Person zu lenken (man hat schließlich nur eine „Einstellung“), gelingt es Polanski, durch subtile Arbeit mit Vorder- und Hintergrund in der Wohnung, eben jene immer wieder geschickt von einer Person zur nächsten zu lenken. Dass hier eben nicht nur alles aus einer Perspektive gefilmt wird, trägt nicht wenig dazu bei, dass die Zuschauer das Gefühl haben, sie wären ebenfalls in der Wohnung der Longstreets.
Ein einzigartiges Dialogfeuerwerk
Natürlcih kann man sich bei einem Film wie „Der Gott des Gemetzels“ keine großen Actionszenen, Spezialeffekte oder andere Spielereien erwarten, die leider oft genug nur als Blendwerk eingesetzt werden. Man kann sich bei dem Film allerdings auf ein bösartiges Batteriefeuerwerk an verbalen Spitzen, geschliffenen und dennoch realistischen Dialogen und – last but not least – auf vier wirklich blendend aufgelegte Darstellerinnen und Darsteller freuen, die ihre Rollen nicht nur spielen, sondern sie regelrecht zu leben scheinen.