Die Talisman-Kriege 01 – Flucht nach Faerie von Jason N. Beil

Titel: Die Talisman-Kriege 01 - Flucht nach Faerie


Titel: Die Talisman-Kriege 01 – Flucht nach Faerie

Autor: Jason N. Beil

Übersetzer: Michael Krug

Otherworld Verlag, Januar 2010, 448 Seiten, 14,95€.

Flucht nach Faerie von Jason N. Beil

Der junge Bäckerlehrling Alek Maurer lebt in einem kleinen Bauerndorf in der Nähe der Stadt Tyridan ein gemütliches und ruhiges Leben. Damit ist es jedoch vorbei, als er rein zufällig ein uraltes Artefakt entdeckt, welches Begehrlichkeiten bei einem dunklen Hexer namens Salin Urdrokk weckt. Nachdem Alek sich dagegen entschied, das Artefakt an den ihm unheimlichen Mann zu verkaufen, tötet dieser Aleks Pflegeeltern. Alek kann gemeinsam mit zwei von seinen Freunden, einem wortkargen Einsiedler und einem abgetakelten Krieger entkommen. Zusammen müssen sie die raue Wildnis des Königreichs Tyridan durchqueren um nach Faerie zu gelangen, dem einizigen Ort, an dem Alek, seine Freunde und das Artefakt noch sicher sind. Doch Salin Urdrokk ist ihnen dicht auf den Fersen und auch er ist nicht allein…

Die Talisman-Kriege 01 – Flucht nach Faerie: High Fantasy mit einigen Abzügen in der B-Note

Das Grundgerüst von „Die Talisman-Kriege 01 – Flucht nach Faerie“ folgt im Prinzip dem der klassischen High Fantasy, ganz so wie Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Eine Gruppe rund um den Protagonisten, der sich erst zum Helden entwickeln muss, begibt sich auf eine gefährliche Reise, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für immer verändern wird.  Die Charaktere sind eins zu eins aus Tolkiens „Der Herr der Ringe“ übernommen worden. Gandalf, Streicher, Samweiß…..es wirkt teilweise so, als hätten sie alle nur ihre Namen geändert. Selbst von den Figuren, welche nicht in Tolkiens Werk ihren Ursprung haben, hat man schon des Öfteren in anderen Fantasyromanen gelesen. Dennoch ist das Buch im Großen und Ganzen sehr unterhaltsam zu lesen. So hat man bereits beim ersten Mal das Gefühl, man würde einem alten Bekannten nach langen Jahren wieder begegnen. Neues darf man sich hier zwar nicht erwarten, manche könnten es Jason Beil sogar zum Vorwurf machen, dass er das Konzept der klassischen High Fantasy für sakrosankt hält und nicht einmal die kleinste Kleinigkeit variiert. Trotzdem muss anerkannt werden, dass Beil zumindest innerhalb dieser (engen) Grenzen nur sehr wenige Fehler macht.

Der Teufel versteckt sich in den Details

Das Problem an der Sache ist nur, dass sich in die ausgearbeiteten Details dann doch einige Holprigkeiten eingeschlichen haben. Vor allem was die Sprache der Protagonisten betrifft, fallen einige Dinge negativ auf. Natürlich hat jeder Autor das Recht, zu bestimmen, dass seine Charaktere – vor allem in einem Fantasyroman – eine etwas gehobenere Sprache benutzen (selbst wenn sie aus einem Bauerndorf stammen). Hier wirkt das aber teilweise nur noch grotesk.
Um das zu verdeutlichen, möchte ich hier einmal ein kleines Beispiel anführen, das mich beim Lesen extrem gestört hat. Man stelle sich vor, dass ein 15-jähriges Mädchen Hals über Kopf mit ihren Freunden und ohne zu wissen, ob die eigene Mutter noch lebt (als letztes sieht sie ihr brennendes Zuhause) fliehen muss, um ihr eigenes nacktes Leben zu retten. Man stelle sich des Weiteren vor, dass dieses Mädchen sehr schnell erkennt, dass es nichts bringt, sich ständig zu beklagen, weil dies an der Situation wohl ohnehin nichts ändern würde. Wenn dann der Protagonist (und damit eigentlich derjenige, welcher besagte junge Frau erst in dieses Schlamassel gebracht hat) zu ihr gehen und sich wirklich (zumindest am Anfang) ständig darüber beschweren würde, dass er doch in sein warmes Bettchen zurück will, wie würde die Antwort des Mädchens dann wohl realistischerweise aussehen? Wäre es so etwas wie „Du blöde Sau, reiß dich gefälligst mal am Riemen und hör mal mit der Heulerei auf!!“ oder „Ja Alek, auch ich vermisse derlei Dinge.“ Jason N. Beil (bzw. sein Übersetzer Michael Krug) hat sich jedenfalls für die zweite Option entschieden, was zur Folge hat, dass die junge Dame ein wenig wie ein an Realitätsverlust leidendes durchgeknalltes Burgfräulein klingt, dem man gerade den goldenen Löffel aus dem Mund stiebitzt hat. Solche Stilblüten ziehen sich durchs ganze Buch, sodass man teilweise regelrecht aus der Geschichte gerissen wird.

Geweckte Erinnerungen

„Flucht nach Faerie“ hat mich beim Lesen an zwei Dinge erinnert. Erstens zeigte mir das Lesen dieses Buches, was ich früher an Fantasyromanen wie diesem hier so sehr geliebt habe.  Dabei stellte sich beim ersten Lesen ein seltsam nostalgisches Gefühl ein, was schon ein wenig paradox ist. Zweitens hat mich „Flucht nach Faerie“ aber auch daran erinnert, wieso ich mich in den letzten Jahr(zehnt)en vermehrt anderen Büchern zugewendet habe. Hier passiert wirklich nichts Überraschendes, man erkennt – wenn man sich ein wenig mit dem Metier auskennt – jede Plotentwicklung bereits im voraus. Wenn einem das nicht stört gibt es aber weit schlechter gschriebenere Bücher als „Flucht nach Faerie“. Ob ich dem 2. Teil der Talisman-Kriege, der gerade hinter mir im Regal steht, eine Chance geben werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht überrascht mich Jason Beil ja doch noch…


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Udo
Udo
30. Dezember 2011 4:12

Das stimmt und hin und wieder gelingt das Jason Beil wirklich gut. Aber dann kommen immer wieder solche Sätze vor.

Frederik Weitz
Frederik Weitz
28. Dezember 2011 20:01

Es ist wohl eine der größten Herausforderungen, einen passenden Stil für seine Figurenrede zu wählen, die psychologisch angemessen und erzählerisch kurzweilig ist. Obwohl ich natürlich gerne den verwöhnten Prinzessinen die goldenen Löffel aus der Schnute klaue.

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