Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf

Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf - Folge 14 der Gruselserie von Europa Titel: Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf


Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf – Folge 14 der
Gruselserie von Europa

Titel: Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf

Veröffentlichung: 2000 (Europa Rückkehr der Klassiker)

Dialogbuch: H. G. Francis

Produktion und Regie: Heikedine Körting

Künstlerische Gesamtleitung: Dr. Beurmann

Mit: Roswitha Benda, Katharina Brauren, Wolfgang Draeger, Karl-Ulrich Meves, Elke Reissert, Gisela Trowe, u.a.

Dauer: 40 Minuten

Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf

Seit der Nacht, in der Henry und Vera Aston ein Kind vor einem Werwolf retteten, verwandelt Henry sich immer bei Vollmond des Nachts in einen Werwolf. Um sicher zu gehen, dass er währenddessen niemanden umbringt, lässt er sich immer wenn es dunkel wird, von seiner Frau im Keller einsperren und er hat auch eine Pistole mit Silberkugeln gekauft, damit Vera ihn notfalls erschießen kann. Das geht so lange gut, bis sie eines Tages ausgerechnet zur Vollmondzeit Besuch von Veras Mutter Hethy und ihrer Tante Martha bekommen. Während in der Stadt gleichzeitig ein irrer Mörder seine Opfer zerfetzt, merken die beiden alten Damen sehr schnell, dass auch mit Vera und Henry etwas ganz und gar nicht stimmt. Hethy und Martha wollen der Sache auf den Grund gehen und geraten dabei in Teufels Küche…

Überkonstruiert bis zum Abwinken

Wie baue ich einen überraschenden Schlusstwist in mein Hörspiel ein? Diese Frage muss schon in einem recht verzweifelten Tonfall durch die Hallen von Europa geschallt sein, als H. G. Francis das Skript zu „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ verfasste. Zerlegen wir alles, was uns am Ende des Hörspieles erklärt wird, doch einmal:
1. Henry Aston ist kein Werwolf. Als die Astons mit dem Werwolf kämpften, bekam er nur einen Kratzer ab, während seine Frau gebissen wurde, was natürlich bedeutet, dass am Schluss sie als die mordende Bestie präsentiert wird.
2. Vera Aston hat mit ihrem Werwolfdasein natürlich auch keine rechte Freude. Anders als ihr Mann hält sie es aber nicht für notwendig, irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen (was ausgesprochen bescheuert ist, wenn man bedenkt, dass sie ja angeblich niemanden töten will).
3. Das Ende wird dann natürlich so hinkonstruiert, dass ihre Mutter die versteckte Waffe finden muss. Ihr Argument, wieso sie und nicht Martha die Pistole nehmen soll, ist übrigens auch großartig: „Du hast mit dem Flitzebogen mal fünf Meter danebengeschossen!“ Klar, der Unterschied zu einer Schusswaffe ist ja auch gar nicht so groß, was? *kopftriffttischkante*
4. Dann steuern wir auf das tragische Finale zu, in der Hethy unwissentlich ihre eigene Tochter erschießt, was ihr erst später – als diese sich zurückverwandelt – klar wird. Auch wenn ihr hinterher alle erzählen, dass ihre Tochter schon in dem Moment gestorben ist, in dem der Werwolf sie gebissen hat (dieser wird übrigens im Hörspiel mit keiner mehr Silbe erwähnt), ist das für ein Kinderhörspiel schon ein ordentlicher Tritt in den Unterleib der Hörer (und ja, mir ist klar, dass auf dem Cover „ab 14“ steht, nur kann man mir nicht erzählen, dass bei Europa keiner gewusst hat, dass die Hörspiele überwiegend von Kindern gehört werden).
Die Punkte 3 und 4 gehen durchaus in Ordnung. Was den Hörspaß wirklich stört, sind die Punkte 1 und 2. Natürlich ist mir klar, dass man sich mit Henry wohl einen falschen Verdächtigen aufbauen wollte, aber wie soll das gehen, wenn er (wie man im Verlauf des Hörspieles auch hört) zur fraglichen Zeit unten im Keller eingesperrt ist? Das ist vergebliche Liebesmüh.
Punkt 2 ist aber noch um einiges dümmer. Wenn ich als Werwolf niemanden töten will, dann muss ich eben dafür sorgen, dass ich rechtzeitig selber irgendwo eingesperrt bin. Klar, wir hätten keine Geschichte, wenn Vera das tun würde, aber……….doch, natürlich hätten wir eine: Wieso sollte hier nicht die Bestie ins Spiel kommen, die für alles verantwortlich ist? Aber die wird nie wieder erwähnt. Oh und übrigens: Wie Vera ihre Mutter und ihre Tante verscheuchen will, ist auch herzallerliebst. Auf Henrys Frage, was sie in Sachen Verwandtschaftsvergraulung schon unternommen hätte, antwortet Vera: „Ich habe ihnen einen Eimer in den Weg gestellt!“ Dieser scheppert dann auch ein paar Mal, wenn die zwei alten Schachteln den Keller ausspionieren wollen. Seriously, WTF??

Gisela Trowe und Katharina Brauren nerven im Duett

Warum dieses Hörspiel nur für ganz besonders schmerzbefreite Masochisten geeignet ist, wird einem spätestens dann klar, wenn Gisela Trowe und Katharina Brauren zum ersten Mal den Mund aufmachen. Die zwei interpretieren ihre Rollen als „Miss Marple Duo“ (Agatha Christie und Margaret Rutherford rotieren gerade synchron in ihren Gräbern) dermaßen enervierend und an den Nerven zerrend, das kann man nicht beschreiben…….das muss man gehört haben (ab etwa Minute 4:30 gehts los):

Im Zusammenhang mit den teilweise abstrusen Dialogen, die die beiden zum Besten geben müssen, wird der Gedanke, sich mit einer Stricknadel den Gehörgang zu „reinigen“ beinahe unwiderstehlich.
Die Dialoge sind hier ohnehin ein Kapitel für sich. Ich bin von der Gruselserie ja schon einiges gewohnt, aber dass sich z. B. eine Nebenfigur mit „Mein Name ist Susan, der Werwolf hat meinen Verlobten getötet und ich werde mich dafür rächen. Das schwöre ich!“, bei allen anderen vorstellt und diese das auch einfach so schlucken ohne nachzufragen, finde ich schon „ein wenig“ faul von H. G. Francis.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ zwar einen ganz netten Twist zum Ende hin bereithält, aber bis dahin wurde man schon mit so vielen Dummheiten und nervenden Dialogen belästigt, dass einem das auch schon egal ist. Um der Sache noch die Krone auszuschlagen, gibt es zu diesem Hörspiel sogar eine Fortsetzung, die Dreamland in ihrer Reihe „Dreamland Grusel“ unter dem Titel „Wolfsnächte“ herausbrachte. Dort geht es um Henry Aston, der – nachdem er aus der Irrenanstalt entlassen wurde – endlich mit dem Werwolf abrechnet, der seine Frau Vera gebissen hat (hat sich ja lange genug Zeit gelassen dafür). Aber das ist ein Fall für ein anderes Review…


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René
René
13. Mai 2016 14:10

Was bin ich froh, dass ich das Hörspiel vor diesem Artikel hier gehört habe. Mir hats nämlich sehr gut gefallen und teils habe ich mich köstlich amüsiert. Der Eimer als running Gag, die neugierigen Damen, die mich stark an gewisse Personen erinnert haben, der irrwitzige Humor in den Dialogen der beiden… herrlich!
Gut, man kann es auch so auslegen, wie in diesem Blog, aber dann machts halt keinen Spaß und man rennt als Muffelkopp durch die Gegend. Wers will, wers braucht…
Übrigens, auch mein ältester, jetzt 12, findet das Hörspiel gut und ebenfalls zum kaputtlachen – wegen dem Eimer. Man sollte die Welt vielleicht auch mal aus der Sicht eines Kindes betrachten. Macht vieles leichter. 😉
Gruß, René

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