Die Würghand

Österreich 1920


Österreich 1920

Buch und Regie: Cornelius Hintner

Mit: Carmen Cartellieri, Viktor Kutschera, Hugo Werner-Kahle, Adolf Weisse, Hans Rhoden, Eugen Preiss

Produktion: Cartellieri-Film/Filmarchiv Austria

Musik: Ulrich Troyer & Juergen Berlakovich

Länge: 69 Minuten

Inhalt: Rose arbeitet als Blumenmädchen. Da sie – und mit ihr auch ihr Lebensgefährte – nach etwas besserem streben, versucht Rose, einen reichen Verehrer zu finden, den sie gemeinsam ausnehmen können. Schließlich gelingt es Rose, einen wohlhabenden Bankier für sich zu interessieren. Dessen Neffe, der Baron Stein, beginnt, sich ebenso für Rose zu interessieren, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht und die beiden beginnen eine Affäre. Als Roses Lebensgefährte Toni mal wieder knapp bei Kasse ist, möchte er den Bankier bestehlen. Dieser kommt früher als geplant von einer Geschäftsreise zurück und ertappt die beiden auf frischer Tat. Toni erschießt den Bankier, er und Rose müssen fliehen. Sie verstecken sich in einer Waldhütte am österreichischen Semmering, wo Toni – der sich dort als ihr Bruder ausgibt – schnell der Kopf einer Schmugglerbande wird. Rose, die – weil sie seinetwegen ihr neues, komfortables Leben aufgeben musste – Toni nun hasst wie die Pest (es ihm aber nicht zeigt), lernt in einem sich in der Nähe befindenden Dorf den Bauern Hannes kennen und schafft es, ihn erfolgreich zu umgarnen. Hannes, dessen Sippe man im Dorf aufgrund ihrer rohen Kraft immer nur „Die Würghand“ nennt, will Rose heiraten. Deshalb will sie nun Toni schnellstmöglich loswerden und warnt ihn bei einer nächtlichen Schmugglertour absichtlich nicht davor, dass ihm die Polizei bereits dicht auf den Fersen ist. Bei dem Kampf, den die Schmuggler anzetteln um ihrer Verhaftung entgehen, wird Toni von einem der Wachtmeister erschossen. Als dann auch noch Baron Stein als neuer Schlossherr im Dorf auftaucht und zwischen Rose und ihm die alten Gefühle wieder entflammen, wird die Sache erst so richtig kompliziert, denn Hannes kommt hinter die Affäre der beiden. Rose will nun den Bauern so schnell wie möglich beseitigen. Als sich ihr eine Gelegenheit bietet, kann sie nur noch Hannes‘ Vater, der seit er eine Art Schlaganfall erlitten hat nicht in der Lage ist, zu sprechen oder zu gehen, aufhalten. Dabei stellt sich die Frage, ob die Tatsache, dass sein Sohn in Lebensgefahr ist, dem alten Mann seine große Kraft zurückgeben kann…

Kommentar: Das Filmarchiv Austria hat sich mit seinen „Cinema Sessions“ vorgenommen, der Öffentlichkeit vergessene Stummfilme zu präsentieren, welche nicht den selben Bekanntheitsgrad von so manchem Klassiker aus dieser Zeit haben. Nun ist mit „Die Würghand“ die erste DVD der „Cinema Sessions“ erschienen. Wenn es um obskure Filme geht, sitze ich ja prinzipiell in der ersten Reihe und da dieser zu einem guten Teil noch dazu in einer Gegend (eben am Semmering) spielt, die nicht so weit weg ist von dem Ort an dem ich aufgewachsen bin, war meine Neugier natürlich geweckt. Und was soll ich sagen: „Die Würghand“ hat alle meine Erwartungen erfüllt.
Der Film selbst ist mit seinen 69 Minuten sehr kurzweilig. Die Handlung wird ohne große Umschweife sehr geradlinig erzählt, „Pausen“ gönnt sich der Film hier keine. Was die Schauspieler angeht, kann man sagen, dass Carmen Cartellieri (die damals keine unbekannte Schauspielerin war, unter anderem einmal zur schönsten Schauspielerin Wiens gekürt wurde und in Robert Wienes Klassikern „Orlacs Hände“ und „Der Rosenkavalier“ mitspielte) durchaus genügend Ausstrahlung und Charisma hatte, um einen solchen Film im Alleingang tragen zu können, man kauft ihr die Femme Fatale problemlos ab. Da die Männer in „Die Würghand“ eigentlich nichts anderes zu tun haben, als ihre Opfer zu spielen und ihr zu verfallen, ist es natürlich doppelt wichtig, dass die Rolle der Rose glaubhaft verkörpert wurde.
Regisseur Cornelius Hintner, der auch Maler und Zeichner war und deshalb unter anderem die Filmplakate mit Cartellieri entworfen und gemalt hat, arbeitete bei „Die Würghand“ sehr viel mit Einfärbungen des Filmmaterials und teilweise auch mit Rückblenden, die er z.B. jedes Mal in einer anderen Farbe gezeigt hat, als die Szene, innerhalb der sie gerade gezeigt werden. dass hier jemand mit Ambitionen am Ruder war, ist durchaus bemerkbar.
Mit das Beste an dieser DVD ist allerdings die neu eingespielte Musik von Juergen Berlakovich und Ulrich Troyer. Diese arbeiteten bei der minimalistischen musikalischen Untermalung der verschiedenen Szenen mit sehr modernen Mitteln wie Samples und analogen Effekten, was in Verbindung mit dem alten Filmmaterial eine ungeheuer intensive Wirkung erzielt.
Die DVD hat eine etwas ungewöhnliche Verpackung, die in etwa so wirkt wie eine zu groß geratene CD-Hülle und vollständig aus Pappe ist. Extras gibt es – wenn man von den beiden Texttafeln zur Restaurierung am Anfang des Filmes absieht – leider keine. Hier hätte man sich vielleicht ein wenig mehr gewünscht.

Fazit: „Die Würghand“ ist ein guter Start für eine neue DVD-Reihe, auf Freunde des Stummfilms schon jetzt gespannt sein dürfen.


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