„Her Story“ – So simpel wie der Name ist auch der Aufbau des Spiels. Der Spieler sitzt vor einem alten Röhrenmonitor (der wirklich schön simuliert wurde) und recherchiert in der Polizeidatenbank mit der Hilfe von sieben, in Kleinstteile zerschnipselte, Verhöre einer Frau namens Hannah Smith den Mord an ihrem Mann Simon. Das funktioniert sehr einfach: Man gibt einfach einen Suchbegriff ein und wenn es dazu ein Video gibt, wird es angezeigt und kann angesehen werden.
So einfach die Steuerung des Spieles ist, so spannend und mitreißend ist die von Sam Barlow erzählte Geschichte.
Stück für Stück zum großen Ganzen
Durch die gefundenen Videos ergeben sich dann weitere Suchbegriffe. Sollten mehr als fünf Treffer gelandet werden, sieht man nur die ersten fünf. Wenn man die anderen Schnipsel auch sehen möchte, muss der Suchbegriff weiter spezifiziert werden. Der Database-Checker ist ebenfalls sehr nützlich, da er anzeigt, wann welches Video aufgenommen wurde. So kann man die jeweiligen Schnipsel in den zeitlichen Kontext ein- und den verschiedenen Verhören zuordnen. Faszinierend dabei ist die Mischung aus offensichtlichen und eher subtilen Hinweisen. So ist es nicht nur Hannah, die uns mit Stichworten versorgt, sondern vor allem unsere eigene Kombinationsgabe. Schnell wird klar, dass hinter dem Verschwinden von Simon Smith wesentlich mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat.
Linear verläuft die Geschichte bestenfalls in den ersten paar Minuten. Danach nimmt jeder Spieler seinen eigenen Weg, mit welchen Aspekten der Geschichte er sich eingehender befassen möchte, ist ganz allein seine Entscheidung, deshalb ist es auch unmöglich, zu sagen, wie lange die durchschnittliche Spieldauer ist, ein Minimum von sechs Stunden sollte man aber schon einrechnen. (Bei mir hat es etwas länger gedauert, weil ich mich in einer Nebenhandlung verrannt habe.) Wenn man einen wichtigen Hinweis gefunden hat, zeigt uns das Spiel dies mit der Hilfe einer Reflektion auf dem Monitor, die – anders als hier behauptet – mitnichten den von uns gespielten Protagonisten darstellt, sondern jemand völlig anderen (wenn einem erstmal klar wird, um wen es sich dabei handelt, ist es jedenfalls eine wirklich schöne Erkenntnis). Eine Art Endbildschirm, der aufklärt, ob der Spieler mit seiner Vermutung, was geschehen ist, gibt es nicht, es taucht lediglich bei einem bestimmten Zeitpunkt ein Chatfenster auf, mit dem uns ein namentlich nicht genannter Vertrauter kontaktiert, und fragt, ob wir schon alles geklärt haben und wissen, was mit Simon Smith geschehen ist. Man bekommt aber eine sehr genaue Vorstellung vom Abend des Mordes und wie eben dieser passiert ist.
Gespielt wird Hannah von der Sängerin und ehemaligen Leistungssportlerin Viva Seifert, die ihre Rolle sehr gut verkörpert. Wer hier mit Overacting rechnet, sieht sich schnell eines Besseren belehrt. Seifert spielt die Rolle so, dass man nach ein paar Minuten völlig vergisst, dass es sich hier „nur“ um ein Spiel handelt.
Fazit zu „Her Story“
Die Geschichte, die in „Her Story“ erzählt wird, mag nicht überragend sein. Die Art und Weise, wie sie erzählt wird, macht die Sache aber einzigartig. Es würde mich freuen, wenn es zu „Her Story“ ein paar Fortsetzungen geben würde, da das Konzept gut durchdacht ist und beliebig oft eingesetzt werden kann.