Filme von A bis Z: H wie Human Traffic – Die Nacht ist nicht genug

Der Buchtsabe H im Film-ABC führt uns in die Clubszene des walisischen Cardiff in den 90ern.


Der Buchtsabe H im Film-ABC führt uns in die Clubszene des walisischen Cardiff in den 90ern.

Human Traffic – Die Nacht ist nicht genug

Jip und seine Freunde Lulu, Koop, Nina, Moff und Lee (die Namen klingen irgendwie wie die Drogen-Version der Teletubbies) leben nur fürs Wochenende. on Monag bis Freitag quälen sie sich durch Jobs, die sie hassen und mit Leuten herum, für die „Hass“ noch ein viel zu mildes Wort wäre, um ihre Gefühle für sie zu beschreiben. Nur von Freitagabend bis Sonntag blühen sie so richtig auf: Drogen, Sex und Alkohol bis zum Abwinken stehen auf dem Programm. Sie wollen für die nächsten 48 Stunden einfach ihre Probleme vergessen. Nina hat ihren Job bei einem Fast Food Restaurant gekündigt, weil ihr Chef ständig zweideutige Anspielungen gemacht ha. Ihr Freund Koop träumt davon, einmal ein großer DJ zu werden. Zuerst muss er aber seine unkontrollierten Eifersuchtsanfälle unter Kontrolle bringen. Moff liegt mit seiner Familie im Dauerclinch. Und Jip bezeichnet sich selbst als sexuellen Paranoiker, weil er keinen hochkriegt und nicht darüber hinweg kommt, dass seine Mutter eine Prostituierte ist. Außerdem realisiert er, dass er auf Lulu steht, die irgendwie einen Arschlochmagneten integriert haben muss, weil sie ständig nur auf Typen reinfällt, die sie hinterher bescheißen. Das kommende Wochenende soll nun allen dabei helfen, ein wenig Dampf abzulassen…



„Ich hätte gerne Trainspotting gemacht…

….oder zumindest Fear and Loathing in Las Vegas!“ – Diesen Gedanken scheint Regisseur Justin Kerrigan gehabt zu haben, als er sich anschickte, 1999 „Human Traffic“nach seinem eigenen Drehbuch zu drehen. Gewürzt mit einer Prise „SLC Punk“ mit Matthew Lillard, kann „Human Traffic“ seine Verwandtschaft vor allem zum „Trainspotting“ kaum abstreiten.  Wobei es „Human Traffic“ durchaus schafft, eine eigene Identität zu entwickeln. Das liegt aber nicht daran, dass der Film anfangs hoffnungslos überdreht ist und schon einmal etwas länger als notwendig in seinen favorisierten Stilmitteln (Charaktere erklären wie in „SLC Punk“ oder auch „Malcolm mittendirn“ den Zuschauern direkt was Sache ist, wenn jemand erwähnt, dass in der Arbeit alle wie Roboter wirken, sieht man auch direkt, wie die Angesprochenen ihre Arbeit nur noch mit roboterhaften Bewegungen ausführen, etc…) badet, entschließt der Film sich nach cirka einer halben Stunde, während der man noch nicht so recht weiß, was man von ihm halten soll, einfach nur unterhaltsam zu sein. Das passiert ab dem Moment, in dem Moff seine eigene Version der Nationalhymne in einem Pub singt. Von da an ist der Film für Kenner zwar nicht wirklich überraschend, aber ziemlich unterhaltsam (wenn auch weniger dramatisch als zum Beispiel „Trainspotting“ mit dem toten Baby).

Überragender Soundtrack

Absolut cool ist der Soundtrack des Films. Eigentlich ist der Film schon alleine wegen der Tracks von CJ Bolland, Fatboy Slim, Orbital, Aphrodite, Primal Scream, Age of Love und Brainbug einen Blick wert. Getragen von genialen Songs, entwickelt der Film einen Vibe, den man sonst wirklich nur beim Feiern in einem Club mitkriegt. So wird der Film keine Sekunde langweilig, Längen sind de facto nicht vorhanden. Man hat wirklich das Gefühl, mit der Clique mitzufeiern und ihr Wochenende in einem einzigen Rausch mitzuerleben. Die Schlussszene erinnert auch ein wenig an „American Pie“, wo die Truppe am Ende gemeinsam an einem Tisch sitzt. Nur dass Jip und Co eben nach dem nächsten Gelage wieder genauso beieinander sitzen werden, allerdings ohne dass sie dies als irgend eine Art von „besonderem Moment“ zu erkennen.
Die Schauspieler spielen ihre Rollen wirklich gut. Danny Dyer wirkt als Moff angemessen getrieben (außerdem hat er in „The Football Factory“ fünf Jahre später nochmal eine ähnliche Rolle gespielt). Lorraine Pilkington wirkt als Lulu so natürlich, dass man meinen könnte, sie spiele sich selbst.

Fazit zu „Human Traffic“

„Human Traffic“ ist zwar nicht so gut wie „Trainspotting“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“, aber das heißt nicht, dass man mit dem Film nicht trotzdem 93 gute Minuten haben kann. Man sollte halt nur nicht den Fehler machen, sich einen Klassiker wie die oben genannten zu erwarten.

P.S.: Wieso gibt es noch immer keine deutsche DVD von „SLC Punk„? Das ist immerhin ein amerikanischer Film, in dem mit Til Schweiger auch ein bekannter deutscher Schauspieler in einer Nebenrolle zu sehen ist.


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