Filmrezension: Im Dunkeln mit Christoph Maria Herbst

D 2004


D 2004

Regie: Johannes Grebert

Mit: Christoph Maria Herbst, Barbara Philipp, Alexander Hörbe, Antje Westermann, Siegfried Maschek

Länge: 15 Minuten

Inhalt: Mitten in der Nacht fahren vier Freunde nach einer Feier auf dem Land in Richtung Heimat. Selbst während der Fahrt wird von dem Quartett noch getrunken und gelacht. Als Martin (Christoph Maria Herbst) als Fahrer kurz abgelenkt wird, kommt es zu einem folgenschweren Unfall, er überfährt einen gemeinsam Bekannte der Clique. Da dieser Martin erkennt, steigt Martin aufs Gas und überfährt sein Opfer mehrfach. Doch Jürgen (so heißt der Überfahrene) ist immer noch nicht tot. Also entschließen sich drei Viertel dazu, Jürgen schlichtweg tot zu trampeln. Nur die psychisch labile Judith, die vom Rest der Truppe immer von oben herab behandelt wird, bleibt mit ihrer Polaroidkamera im Wagen…

Kommentar (Achtung Spoiler): „Im Dunkeln“ von Johannes Grebert hinterlässt insgesamt einen sehr guten Eindruck. Christoph maria Herbst kann hier endlich einmal zeigen, dass er mehr als „nur“ Stromberg draufhat (und sein Talent schon gar nicht im „Traumschiff“ verschwenden müsste). Auch die restliche Schauspielerriege verkörpert ihre Rollen glaubhaft und natürlich. Die in der Gruppe vorher schon vorherrschende strukturelle Gewalt wird auch sehr gut gezeigt, wenn Martin seine Freundin wegen einer Kleinigkeit runterputzt und alle miteinander verbal auf Judith eindreschen. Schön zu sehen, dass man solche Themen auch im deutschsprachigen Raum noch leichtfüßig verarbeiten kann, ohne ein schwer zu verdauendes Melodram mit moralischen Botschaften aus der Vorschule daraus zu machen.

Der einzige ganz kleine Schwachpunkt ist die nicht wirklich überraschende Pointe (die – wenn man nach dem Interview auf der DVD geht – sehr wohl wenigstens als kleine Überraschung gedacht war). Dass Judith die von ihr gemachten Fotos (welche sowohl das Überfahren, als auch das zu Tode treten zeigen) nicht dazu verwenden die Tat aufzuklären, sondern vielmehr die Clique mit ihren Beweismitteln dazu erpressen will, jetzt „ganz lieb“ zu ihr zu sein, kann man sich schon relativ schnell denken. Das tut der Wirkung aber keinesfalls weh. So wartet man eben, ob nicht doch etwas anderes passiert, während die Geschehnisse ihren Verlauf nehmen und dem Zuschauer am Ende klar wird, dass diese Nacht für das Quartett wohl erst der Beginn einer fatalen Abwärtsspirale ist. Denn auch wenn man nicht erfährt wie es weitergeht, ist zumindest klar, dass Judiths Erpressung und die daraus entstehende Situation langfristig gar nicht gut ausgehen kann.

Die DVD von Ascot Elite ist schwer in Ordnung. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, als Extras gibt es ein Interview mit Grebert und Herbst, einen Audiokommentar, einen Vergleich zwischen Storyboard und Film und eine Trailershow.

Fazit: „Im Dunkeln“ ist ein geradlinig erzählter Kurzfilm, der Christoph Maria Herbst endlich einmal abseits der üblichen Comedyschiene zeigt und darüber hinaus sehr unterhaltsam ist. Daumen hoch!

Bildquelle: Ascot Elite (über Amazon.de)


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