Geralt von Riva – Der Hexer

Geralt von Riva - Der Hexer Geralt von Riva, ein auf der Burg Kaer Morhen in Magie und Schwertkampf ausgebildeter Hexer, zieht durch sein Heimatland, das von Krieg, Monstern und Seuchen gezeichnet ist,. Geralt ist ein Meister seines Faches, der es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Dabei wird er aber zum Einzelgänger, den man nicht gerade als Menschenfreund bezeichnen kann. So muss er sich nicht nur gegen die Monster durchsetzen, sondern auch gegen die dunklen Kräfte in den eigenen Reihen...


Geralt von Riva – Der Hexer

Geralt von Riva, ein auf der Burg Kaer Morhen in Magie und Schwertkampf ausgebildeter Hexer, zieht durch sein Heimatland, das von Krieg, Monstern und Seuchen gezeichnet ist,. Geralt ist ein Meister seines Faches, der es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Dabei wird er aber zum Einzelgänger, den man nicht gerade als Menschenfreund bezeichnen kann. So muss er sich nicht nur gegen die Monster durchsetzen, sondern auch gegen die dunklen Kräfte in den eigenen Reihen…

Geralt von Riva – Der Hexer
Ich hätte es nicht tun sollen. Ich hätte mir nicht direkt nach der zweiten Staffel von Game of Thrones in meiner Gier nach weiteren ähnlichen Geschichten ausgerechnet diese DVD kaufen sollen. Denn „Geralt von Riva – Der Hexer“ macht mich vor allem eines: wütend. Wütend, weil ich die über 120 Minuten Lebenszeit nicht mehr zurückbekommen werde. So mögen alle Fantasyfans die nun folgende Rezension als Warnung verstehen, damit niemand sonst dieselbe Erfahrung machen muss wie ich. Dann habe ich wenigstens nicht umsonst gelitten.

Handlung & Spannungsbogen: Fehlanzeige!
Habt ihr den Trailer oben gesehen? Hattet ihr danach den Eindruck, der Film hätte so etwas wie eine Handlung? Dann vergesst diese Illusion gleich wieder. Zwar werden immer wieder Andeutungen in diese Richtung gemacht, aber der „Plot“, der maximal Stoff für 50 bis 60 Minuten bietet, wird immer wieder mit völlig sinnlosen Episoden auf mehr als zwei Stunden  gestreckt. Da verbringt man schon einmal gute fünf Minuten damit, in denen Geralt einem Freund in einer Taverne erklärt, dass nicht alle Monster gleich wären und er einige von ihnen auch nicht töte, weil sie die Menschen in Ruhe lassen würden. Das Konzept eines „Monsterjägers“, der nicht wahllos alle „Monster“ umbringt, ist ja an und für sich in Ordnung und würde auch einiges hergeben, wenn man sich dabei nur an das „Show, don’t tell“ Prinzip gehalten hätte. Was habe ich denn von einer „emotionalen Argumentation“, wenn sie von beiden Seiten mit der Begeisterung eines toten Esels vorgetragen wird? Außer Langeweile und dem Bedürfnis, in die Tischkante zu beißen?
Ganz besonders überflüssig wird diese Szene auch noch dadurch, dass man den Zuschauern gleich anschließend ohnehin an einem Beispiel genau das zeigt. Gut, wahrscheinlich habe sich die Macher rund um Regisseur Marek Brodzki (der ansonsten vor allem für seine Arbeit als Assistant und Second Unit Director bekannt ist und als solcher immerhin an Schindlers Liste mitgearbeitet hat), dass die Seher wohl von dem scheußlich billig aussehenden CGI Drachen zu sehr abgelenkt sein könnten. Der wirkt in etwa so, als hätten drei Praktikanten der Garfield Show in der Mittagspause auf einem altersschwachen PC herumgespielt. Hässlicher sind nur die ebenfalls eingesetzten Gummimonster.
Erwähnenswert ist auch, dass der Drehbuchautor wenige Tage vor dem Erscheinen des Filmes darauf bestand, dass sein Name komplett aus den Kredits entfernt wird. Egal ob diesem klar wurde, was er da für einen Schwachsinn zusammengeschmiert hat, oder ob zum Beispiel der Regisseur so viel an seinem Drehbuch verschlimmbessert hat, dass er damit nicht in Verbindung gebracht werden wollte: Ein gutes Zeichen ist so etwas nie.
„Der Hexer“ beruht übrigens auf einer Buchreihe des Autors Andrzej Sapkowski, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Offenbar erfreuen sich seine Bücher aber großer Beliebtheit, es gibt – neben dem Film – zwei Computerspiele und ein Pen & Paper Rollenspiel zu Sapkowskis Hexer-Saga. Wenn ich den Kritiken glauben darf, hat der FIlm aber nicht mehr allzu viel mit seiner Vorlage gemeinsam. So wird Sapkowskis Stil oft als humorvoll-parodistisch beschrieben, was in diesem Machwerk völlig fehlt (etwas Humor hätte dieser bierernsten Katastrophe durchaus gut getan).

Sinnloses Drehbuch
Für den Film wurden gleich mehrere Kurzgeschichten Sapkowskis über seinen Hexer verwendet. Was leider sehr negativ ins Gewicht fällt und dem Film den endgültigen Todesstoß verpasst, ist die Tatsache, dass die einzelnen Episoden nur sehr schlecht zusammenpassen und auch sehr lieblos aneinandergehängt wurden.
Ein etwas längeres Beispiel: Erst ist Geralt bei einer Königin (den Namen weiß ich nicht mehr) und nimmt von ihr den Auftrag an, einen speziellen Mann von der Verlobungsparty ihrer Tochter fernzuhalten (und Verlobungsparty heißt hier: Es kommen, salopp formuliert, alle, welche die Prinzessin geil finden und mit einem wird sie dann verheiratet). Mit „fernhalten“ meint die Königin „abmurksen“, was Geralt aber ablehnt. Dem Betroffenen zu sagen, dass er seine Visage dort nicht zeigen soll, ist für Geralt in Ordnung, deshalb macht er das auch. Dieser ist verflucht und wird von allen Igel genannt, weil er tagsüber einen Igelkopf hat (!) und deshalb nicht gemocht wird. Aber er hat irgendwann dem König das Leben gerettet und der hat ihm das „Recht der Überraschung“ versprochen. Das bedeutet, dass der Igel einfach das als Lohn bekommen soll, was der König bei seiner Heimkehr als erstes sieht (warum das idiotisch ist, führe ich später noch aus). Und das war halt Prinzessin Pavetta. Geralt ist von dieser Enthüllung so verblüfft, dass er den Igel sogar mitnimmt. Kaum angekommen, enthüllt die Prinzessin gleich noch, dass sie den Igel schon einmal gepoppt hat, was die Königin dazu bringt, sie dem Igel zu geben. Das finden aber die Partygäste nicht toll und stechen auf den Igel ein (kleiner Tipp an die Macher: Ein Schwert ist normalerweise erst dann blutverschmiert, wenn man bereits auf jemanden eingestochen hat und nicht gleich, nachdem man es aus der Scheide gezogen hat). Der Hexer eilt zu Hilfe und wehrt die Angreifer ab. Geralt fordert ebenfalls das „Recht der Überraschung“ ein („Ich will das, von dem du noch nicht weißt, dass du es bekommst“ sagt er zum Igel sinngemäß) und geht schließlich, er ist ja ein einsamer Cowboy, äh Hexer, und muss weiter in den Sonnenuntergang reiten.
Anschließend erfolgt die bereits erwähnte Episode mit dem Drachen. Dann reitet Geralt wieder zur Königin und will seine Forderung geltend machen. Diese sagt ihm, dass sie mittlerweile alles verloren hat und bettelt Geralt an, keines von ihren Enkelkindern zu nehmen. Der sagt aber, dass er das Kind vom Igel und Pavetta will. Da die Kleine Igeltochter aber offenbar gerade in der Kindertagesstätte (oder was weiß ich wo) weilt, zieht Geralt einfach wieder von dannen. So geht es die ganze Zeit dahin, eine sinnlos-dämliche Episode nach der anderen wird auf die liebloseste Art abgehakt, die man sich vorstellen kann.
Kommen wir mal auf das Recht der Überraschung zu sprechen: DAS IST DER MIT ABSTAND DÜMMSTE EINFALL, DER MIR IN EINEM SOLCHEN FILM JEMALS UNTERGEKOMMEN IST!! Wer garantiert denn, dass das Erste, was ich auf dem Weg zur heimatlichen Burg, wenn ich mein Land wieder betrete, sehe, nicht beispielsweise der tote Familienhund, eine Pestleiche oder die zänkische Schwiegermutter ist? Nach der Logik des Filmes ist das dann der rechtmäßige Lohn dafür, dass der arme Kerl meinen Arsch im Kampf gegen einen Drachen gerettet hat. Die Variante von Geralt ist übrigens genauso blöd. Schließlich würde ich es ja theoretisch auch nicht wissen, dass ich in zwei Wochen einen Tripper bekomme, weil ich mit der falschen Nutte ins Bett gestiegen bin. Nach Geralts Logik möchte er diesen Tripper jetzt auch haben. Bleibt dann nur noch die Frage offen, ob es reicht, wenn ich ihm dieselbe Nutte schicke, oder ob ich ihm eben jene Geschlechtskrankheit tatsächlich „persönlich übermitteln“ muss…

Laientheatergruppe in Aktion
Die schauspielerischen Leistungen und die Ausstattung sehen in etwa so aus, als ob die Laientheatergruppe Putzmannsdorf einen Mittelaltermarkt überfallen und dann spontan mit der erbeuteten Garderobe ein Stück aufgeführt hätte (und ganz ehrlich: Mit dem Leopardenteppich, den man zwei der Frauen umgehängt hat, würden die Armen bei jeder Kinderfaschingsparty hinausfliegen. Und womit? Mit Recht!).
Die Schauspieler setzen dem ganzen dann die Krone auf. Michal Zebrowski entwickelt als Geralt von Riva etwa so viel Charisma wie der Wischmop in meiner Besenkammer und trägt alle Texte in der exakt gleichen Tonlage vor. Gegen Agata Buzek als Prinzessin Pavetta schaut er aber trotzdem fast lebendig aus. Die einzige, die so etwas wie Präsenz entwickelt, ist Grazyna Wolszczak als Yennefer, von einer guten Leistung ist sie aber auch ein ganzes Stück entfernt.

Fazit zu Geralt von Riva – Der Hexer
Dieser Film ist auf allen Ebenen eine absolute Katastrophe. Avoid at all costs!!
Zum Abschluss schauen wir uns doch einmal den Klappentext auf der DVD-Hülle an: „Voller spektakulärer Kampfszenen und außergewöhnlicher Spezialeffekte glänzt diese erstklassige Fantasy-Produktion, die auf der Bestseller-Romanreihe des Fantasy-Schriftstellers Andrzej Sapkowski basiert.“ Warum denn so bescheiden Jungs, hm?
Das hier nur zur Klarstellung: Es stört mich überhaupt nicht, dass der Film kein großes Budget hatte (nur bei einigen Kostümen und dem CGI Drachen fällt das schon sehr auf), oder dass er in Polen und nicht in Hollywood gedreht wurde. Es stört mich aber die auffällig lieblose Machart, die sich hier „kongenial“ mit den absolut untalentierten Schauspielern und ungefähr einer Milliarde von riesigen Kopfpatschmomenten „paart“, die leider nicht einmal unfreiwillig komisch sind.

Ach ja, ehe ich es vergesse: Sollten Hexer nicht….hexen? Ich habe im ganzen Film keinen einzigen Zauberspruch gesehen…


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Udo Seelhofer
Udo Seelhofer
16. Juni 2015 20:47

Laut imdb.com entstand der Film 2001: http://www.imdb.com/title/tt0300657/
Die TV-Miniserie entstand 2002: http://www.imdb.com/title/tt1070742/
Also doch relativ aktuell…

georg bruckmann
georg bruckmann
14. Juni 2015 8:35

Soweit ich weiß – man möge mich berichtigen falls falsch -ist der Film ein Zusammenschnitt aus einer TV-Serie. Aus einer ziemlich alten TV-Serie, die ich aber irgendwie charmant fand. Das Ganze hat eher das Flair der alten Märchenfilme, die ich noch aus Kindheitszeiten kenne. Die Prinzen in Strumpfhosen und so… Man muss halt auch die Entstehungszeit und den Ort der Entstehung berücksichtigen. Mir als Witcher-Fan (Game und Bücher) hat sie trotz der genannten Mängel, die definitiv vorhanden sind, dennoch Spaß gemacht. Passt nur einfach nicht ins Heute.

Udo Seelhofer
Udo Seelhofer
7. Juni 2015 13:35

Genau deshalb habe ich nie verstanden, warum die Macher überhaupt die Filmrecht bekommen haben. Ich meine, bevor ich so etwas vergebe, lasse ich mir doch erst einmal zeigen, was geplant ist, oder?

Geralt von Riva
Geralt von Riva
3. Juni 2015 11:45

Ich kenne ebenfalls die Bücher, und kann der Rezension und auch den Kommentaren nur zustimmen. So gut die Bücher (und auch die Spiele) sind, so schlecht ist die Verfilmung der Saga von Geralt. Vielleicht gibt's ja mal irgendwann einen neuen Versuch – der Stoff ist ja eigentlich eine tolle Vorlage für eine BLockbuster-Verfilmung 🙂

Anonym
Anonym
9. Januar 2014 11:26

Ich kenne auch nur die Spiele und die Bücher. Beides ist sehr zu empfehlen! Die Spiele sind wirklich gut programmierte Games in einer tollen Adaption der Bücher.
Die Bücher sind für mich mit das beste, was die Fantasy Literatur zu bieten hat. Tolle Charaktere, unglaublich dichte, spannende Story, sehr toller Humor mit augenzwinkernden Anleihen an real existierende Dinge und Entwicklungen.
Um so mehr finde ich es traurig zu lesen, dass da wohl ein paar Harros völligen Bockmist bei der Vetfilmung dieser wirklich tollen Vorlage gemacht haben. Eigentlich ist dies bei dem Stoff kaum möglich – sie müssen sich also wirklich angestrengt haben.

Jens Polze
Jens Polze
8. August 2013 17:18

Ich kannte den "Witcher" nur von den beiden gleichnamigen Spielen, die von der storyline großartig waren. Entsprechend war ich gespannt als ich hörte dass es schon eine Verfilmung gab.
Generell muss ich dir bei deiner Kritik recht geben. ich war ziemlich enttäuscht. von mancherlei Sinnlosigkeit allerdings nicht…das kenn ich aus den ganzen russischen und ehemaligen SU Ländern stammenden Filmen nicht anders 🙂

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