USA 2004
Mit: Jason Hawes, Grant Wilson, Steve Gonsalves, Donna LaCroix, u. a.
Länge: 45 Minuten pro Episode
Inhalt: Die beiden Klempner (!) Jason und Grant betätigen sich in ihrer Freizeit gerne als Geisterjäger. Gemeinsam mit einigen Freunden begeben sie sich immer wieder in alte Gemäuer, um dort nach etwaigen Gespenstern zu forschen. Jason und Grant nehmen das todernst und sie sind felsenfest davon überzeugt, dass es in Amerika vor Geistern nur so wimmelt. Das Problem dabei ist nur, dass ihre beiden Frauen nicht wirklich begeistert vom Hobby ihrer beiden Männer sind…
Kommentar: Falls bei der obigen Inhaltsangabe das Missverständnis aufgekommen ist, es handle sich bei „Ghost Hunters“ um eine übersinnliche Sitcom, dann möchte ich diesen falschen Eindruck gleich als erstes beseitigen: Diese Show ist eine völlig ernst gemeinte Reality-Sendung. Im Jahr 1995 hatten die beiden Klempner Jason Hawes und Grant Wilson die in ihren Augen grenzgeniale Idee, eine Vereinigung mit dem Namen „The Atlantic Paranormal Society“ (kurz: TAPS) zu gründen.Der nicht gerade kleine Erfolg, den TAPS offensichtlich hatte, sorgte neun Jahre später offenbar dafür, dass irgendein findiger TV-Produzent auf den Gedanken verfiel, dass eine Serie rund um Grant, Jason und den Rest der Bande zu machen. Das Konzept ging voll auf, die Serie läuft bis zum heutigen Tag. Also alles großartig, oder?
Nein, hier ist ganz und gar nichts großartig. „Ghost Hunters“ ist eine der wenigen Serien, die mich schon aufgrund ihrer bloßen Existenz verärgern (und um diesen Status zu erreichen gehört wirklich einiges dazu). Das Problem bei „Ghost Hunters“ ist nämlich, dass die Protagonisten den Zuschauern tatsächlich jeden Furz im Wald als übersinnliches Phänomen verkaufen wollen. Da hört man dann auf den Tonbändern der Ermitttler irgendwelche angeblichen Stimmen, die genauso gut später hinzugefügt werden könnten (schließlich sieht man komischerweise nie die allererste Sichtung des Materials und wenn, dann nur extrem kurz). Gott, wie oft habe ich mir, während ich mir die Folgen der ersten Staffel angeschaut habe, gedacht, dass selbst ich, der ich nun wirklich kein Technikgenie bin, diese „Beweise“ ohne größere Anstrengungen selber fälschen könnte (und zwar ohne größere Probleme). Es stört mich einfach, wenn man den Glauben mancher Leute an das Übersinnliche auf so billige Art und Weise ausnutzt.
Auch sonst fragt man sich beim Ansehen immer wieder, ob die Macher überhaupt irgendeine Ahnung davon haben, was Fans solcher Sendungen eigentlich sehen wollen. Die Antwort ist ein klares „Nein!“ Da sieht man schon einmal die Hälfte der Sendezeit lang, wie Jason und Grant ihren Jobs als Klempner nachgehen, was dann im Endeffekt dazu führt, dass die „Geister“ vielleicht dreißig Sekunden im Bild waren, ich aber hinterher genauestens darüber informiert war, wie man eine kaputte Spüle repariert (das kann zwar auch sehr nützlich sein, war aber in dem Moment nicht wirklich das, was ich sehen wollte).
Das beste an der ganzen Geschichte rund um „Ghost Hunters“ und TAPS ist aber, dass die Jungs sich eigentlich schon längst selbst überführt haben. Im Jahr 2008 wurde nämlich ein Halloween-Special gezeigt, welches live gesendet wurde. Dies entwickelte sich für Jason und Co zu einem veritablen Bumerang, da sie hier bei ihren Tricks nichts schneiden oder editieren konnten. Die beiden nun folgenden Videos analysieren den meistdiskutierten Vorfall der Sendung. Grant wird dabei angeblich an seiner Jacke von einer Geisterhand zurück gerissen. Das erste Video ist eine sehr aufwändige 3D-Analyse:
Video Nummer zwei ist zwar nicht so aufwändig produziert, zeigt aber trotzdem sehr detailliert, was wirklich passiert ist:
Und wem das als Beweis noch nicht reicht, der kann sich hier ein Interview mit Donna LaCroix anhören, die nach drei Staffeln offenbar aus der Show gefeuert wurde:
Am liebsten mag ich ja folgendes Zitat von ihr (frei übersetzt): „Ich will die Jungs eigentlich nicht einmal Zauberer nennen. So gut sind sie nämlich nicht.“ Kann mir vielleicht irgend jemand erklären, wieso die Quoten der Sendung immer noch so hoch sind, dass kein Ende von diesem Mist in Sicht ist?
Fazit: „Ghost Hunters“ ist für genau drei Sachen gut: Man kann mit der Sendung sehr gut zeigen, was für einen Schwachsinn man manchen Leuten als „wahr“ verkaufen kann. Zweitens ist sie manchmal so beschissen schlecht gemacht, dass man darüber nur noch lachen kann. Und wenn man mit einem solch unfreiwilligem Unterhaltungswert nichts anfangen kann, dann kann man drittens die DVDs immerhin noch als stylishe Glasuntersetzer bei der nächsten Halloweenparty verwenden.
@Gregor: Genau deshalb kann ich mir nicht erklären, wieso es die Sendung immer noch gibt…;)
"Auch sonst fragt man sich beim Ansehen immer wieder, ob die Macher überhaupt irgendeine Ahnung davon haben, was Fans solcher Sendungen eigentlich sehen wollen. Die Antwort ist ein klares 'Nein!'"
Darum auch der grosse Erfolg, gell. 😉