Gott ist nicht tot 2 (USA 2016) von Harold Cronk |
Der Glaube an Gott scheint bei immer weniger Menschen eine wichtige Rolle in ihrem Leben zu spielen. Im Gegenteil, Menschen, die ihren Glauben leben möchten, werden immer öfter Opfer von offenen Anfeindungen vom Rest der Gesellschaft. Das bekommt auch die junge Lehrerin Grace Wesley (Melissa Joan Hart) zu spüren, als sie die Frage einer Schülerin, die wissen möchte, ob Martin Luther King und Jesus nicht in gewissen Punkten ähnliche Standpunkte vertraten, beantwortet und dabei den Namen Jesus in den Mund nimmt. Innerhalb von wenigen Tagen wird Grace vor Gericht gezerrt und dazu aufgefordert, sich zu entschuldigen, wenn sie ihren Job behalten und finanziell für alle Zeiten ruiniert werden möchte. Die Einschüchterungstaktik funktioniert nicht, Grace ist eine aufrechte Christin, die für ihren Glauben kämpfen will. Ihr junger und unerfahrener Anwalt (Jesse Metcalfe) unterstützt sie dabei. Ihre Strategie: Sie wollen vor Gericht beweisen, dass Jesus tatsächlich gelebt hat, denn wenn er eine historische Persönlichkeit war, kann man ihn schließlich auch im Geschichtsunterricht erwähnen, ohne dafür ans nächste Kreuz genagelt….äh….verurteilt zu werden. Der Anwalt der Gegenseite (Ray Wise) hat da natürlich etwas dagegen…
Im letzten Drittel des Films gibt es eine Szene, die den Kern der Aussage von „Gott ist nicht tot 2“ perfekt herausarbeitet: Kurz vor dem Ende des Prozesses demonstrieren Atheisten und Gläubige, um ihre jeweiligen Standpunkte zu vertreten. Die Atheisten schreien die Gegenseite wutentbrannt an, man sieht nur hochrote Köpfe. Was tun die Christen auf der anderen Seite? Halten schweigend ihre Plakate hoch, beten und sind so freundlich zu allem und jedem, dass es weh tut. Das zieht sich durch den gesamten Film: Die Christen sind eine arme, verfolgte Minderheit, die nur friedlich leben wollen, was den bösen Atheisten aber nicht gefällt. Diesbezüglich geht Teil 2 noch um einiges weiter als Gott ist nicht tot, wenn Ray Wise in seiner Rolle allen Ernstes verkündet, dass Gott tatsächlich tot sei. Dass er bei der Verhandlung sämtliche Verhaltensweisen an den Tag legt, die man sonst dem Teufel zuschreibt, ist da fast schon subtil.
Dass der Film absichtlich eine völlig unrealistische Strohmann-Debatte führt, zeigt sich bereits in dem Grund, aus welchem die Protagonistin vor Gericht gezerrt wird. Eine Schülerin fragt sie während des Unterrichts, ob Jesus nicht etwas ganz Ähnliches gesagt habe, wie Martin Luther King (der gerade im Unterricht behandelt wird). Grace (passender Name übrigens) beantwortet die Frage, indem sie die angesprochenen Aussagen kurz vergleicht. Da sie aber Jesus erwähnt (nach dem sie ja explizit gefragt wurde), suspendiert die Schule sie umgehend, alle flippen komplett aus und man droht ihr nicht nur indirekt damit, sie durch den Prozess finanziell zu ruinieren. Dieser Schauprozess ist von Anfang an ihr gegenüber unfair, da so ziemlich alle gegen die Angeklagte sind und das auch offen zur Schau stellen. Dabei würde dieser Prozess in der realen Welt niemals stattfinden, weil jeder weiß, dass man eine so gestellte Frage nicht beantworten kann, ohne die Person, nach der gefragt wurde, zu erwähnen. So stellt man absichtlich alles so hin, als wäre sofort die halbe Welt hinter dir her, wenn man nur kurz „Jesus!“ sagt und die Menschen glauben das auch noch, lest euch nur mal die Amazon-Rezensionen durch.
„Gott ist nicht tot 2“ führt die Geschichte einiger Charaktere aus dem ersten Teil fort. So erfährt man zum Beispiel, dass die krebskranke Reporterin/Bloggerin, die im ersten Film zu Gott gefunden hat, ihre Krebs tatsächlich wegbeten konnte. Habt ihr das gehört, liebe ÄrztInnen? Chemotherapien sind total nutzlos, betet mit den PatientInnen einfach dreimal am Tag das Vater unser, dann wird bald alles wieder gut. Ihre Freunde von den Newsboys (einen nichtssagenderen Namen für eine Band habe ich selten gehört) kommentieren das schon fast schulterzuckend mit einem (sinngemäßen) „Dafür hast du doch gebetet, oder?“, als wäre so ein Gebiet nichts anderes als eine Bestellung beim Pizzaservice.
Ein „gutes“ Beispiel für die Bösartigkeit aller Atheisten ist auch der Vater des chinesischen Studenten aus Teil 1, der seinen Sohn gleich ohrfeigt, anschreit und schlussendlich enterbt, als er hört, dass sein Sohn nun an Gott glaubt. Zwar nicht ganz so bescheuert, wie der seine Tochter verprügelnde Moslem aus Film Numero Uno, aber hey, man nimmt, was man kriegen kann.
Neben den bereits genannten lassen auch David A.R. White und Benjamin Onyango ihre Pastoren-Bromance aus dem ersten Film wieder aufleben. Diesmal fahren sie zwar nicht gemeinsam nach Disneyland, aber White ist einer der Geschworenen im Prozess und natürlich als einziger auf der Seite von Grace. Als er mit einem Blinddarmdurchbruch ausfällt, kommentiert er das allen Ernstes mit einem theatralischen „Aber ich muss doch bei ihr sein!“ – wirklich sehr unvoreingenommen, der Herr Geschworene. Außerdem stellt sich mir bei der deutschen Fassung des Films die Frage, wieso Onyango plötzlich so klingt, als hätte man ihm ein Dutzend Murmeln in den Rachen gestopft. Generell hat sich die Synchronisation im Vergleich stark geändert. Auffällig ist das noch an unserem chinesischen Studenten, dem sie – aus welchem Grund auch immer – einen ziemlich dick aufgetragenen Akzent verpasst haben.
Natürlich gewinnt Grace am Ende den Prozess und selbstverständlich wird es so hingestellt, dass Gott persönlich dafür verantwortlich war (ihr Anwalt hatte wohl gar nichts damit zu tun, oder?). Ist ja nicht so, als hätte eine allmächtige Wesenheit nichts Besseres auf dieser Welt zu tun.
Filmgewordene Verlogenheit
„Gott ist nicht tot 2“ macht mich noch wütender, als sein Vorgänger es je geschafft hat, da er noch wesentlich verlogener ist, als der – in dieser Hinsicht eh schon unglaubliche – erste Film. Atheisten hassen Gott, sind die Ausgeburt der Hölle und Christen alles reine Engel. Das ist zwar eine durchaus grandiose Leistung, aber leider auf die falsche Art. Dieser Strohmann-Film ist übelste Propaganda. Nach dem Abspann kommt noch einmal Freude auf: Der von David White gespielte Reverend Dave wird verhaftet, weil er seine Predigten nicht von den örtlichen Behörden kontrollieren lassen möchte. Ja, die bereiten allen Ernstes Teil 3 vor. Das kann ja heiter werden.
Eine objektive Kritik ist das aber auch nicht. Sie sind selbst etwas voreingenommen, nicht wahr? Haben Sie nicht gesehen, dass Teil 2 UND Teil 1 auf einer realistischen und wahren Grundlage basieren? In beiden Abspännen werden gerade solche Fälle aufgezeigt. Machen Sie sich doch die Arbeit und forschen Stichprobenartig danach 🙂
Das ein Film eine gewisse Linie bekommt ist klar. Das ist bei einem "Von-Hand-einen-Torpedo-umleitenden" Dwayne "The Rock" in "Fast8" nicht anders. Beschwert sich darüber auch nur irgendjemand?
Glauben sie denn nicht an Gott ?