Hörspielrezension: Burg Frankenstein 1 – Schreckensnacht auf Burg Frankenstein

Veröffentlichung: 24.10.2005


Veröffentlichung: 24.10.2005

Autor: Dan Shocker

Regie und Produktion: Thomas Birker

Dialogbuch: Thomas Birker, Joschi Hajek, Christian Daber

Sprecher: Christian Rode, Konrad Halver, Rainer Schmitt, Heidi Schaffrath, Andreas von der Meden, Norbert Langer, Fabian Harloff, Thomas Birker, Peter Josef Schmitz u.a.

Länge: ca. 75 Minuten

Inhalt: Eine Freundesclique kommt bei einem Discobesuch auf die Idee, die sich in ihrer Nähe befindende Burg Frankenstein aufzusuchen und dort Frankensteins Monster mit einem Ritual aufzuwecken (natürlich halten die meisten die Sache für einen Spaß). Was sie viel zu spät herausfinden, ist die Tatsache, dass eben jene Anrufung für sie und ihre Gesundheit viel zu gut funktioniert, denn plötzlich steht Frankensteins Monster leibhaftig vor ihnen und tötet eines der Mitglieder aus ihrer Gruppe. Während die anderen beschließen, die Angelegenheit zu verschweigen, wendet sich eines der Mädchen aus dem Freundeskreis an Robert Nordan, einen Journalisten, den die Freunde kurz zuvor kennen gelernt hatten. Als Frankensteins Monster auch noch Nordans Freundin angreift, hat unser rasender Reporter gleich noch ein persönliches Motiv dafür, dem Ungeheuer das Handwerk zu legen. Kurz darauf steigt auf Burg Frankenstein die alljährliche Halloweenparty und das Monster (das von allen natürlich für einen verkleideten Menschen gehalten wird) verfällt auf die Idee, sich dort eine Geisel zu nehmen. Die Sache wird für Nordan damit erst so richtig kompliziert…

Kommentar: Ach du meine Güte. Wenn jemals jemand fragen sollte, wie ein Hörspiel aussieht, bei dem alles, was auch nur irgendwie schief gehen konnte, auch wirklich in die Binsen gegangen ist, dann braucht man als Gefragter wohl nur die CD von „Burg Frankenstein Teil 1“ in den CD-Player legen. Der Rest dürfte sich dann wahrhaft von selbst erklären.

Das Dialogbuch, welches ich nur unter Protest als solches bezeichnen möchte, ist einfach schauderhaft. Die Gespräche sind dermaßen gestelzt geschrieben, dass man glauben könnte, man hört hier einer Bande von Möchtegern-Aristokraten beim Teekränzchen zu und nicht zum Beispiel einer jugendlichen Clique in einer Diskothek. Apropos jugendlich: Wie man auf die Idee gekommen ist, Konrad Halver (der sonst zweifellos ein großartiger Sprecher ist), einen Mann des Jahrganges 1944, als jugendlichen Discobesucher zu besetzen, würde mich auch einmal interessieren. Noch viel auffälliger wird das, wenn man seine altersgemäß besetzten Freunde reden hört (da ging das dann plötzlich). Halver bemüht sich zwar redlichst, aber man merkt einfach, dass seine Stimme doch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat, als zum Beispiel die von Fabian Harloff.

Bei den Sprecherleistungen gibt es generell ein ziemlich großes Gefälle. Da Dreamland ein eher kleineres Label ist, greift man dort immer wieder auf Amateure zurück. Deren Talent zu beurteilen, ist nach dem „Genuss“ dieses Hörspiels allerdings unmöglich, denn an den hier gebotenen sprachlichen Verbrechen würden höchstwahrscheinlich auch größere Kaliber scheitern (womit wir wieder bei Konrad Halver wären. Okay, ich lasse die lebende Legende ja schon in Ruhe). Da können auch Leute wie Christian Rode, Heidi Schaffrath, Norbert Langer (dessen Figur sowas von überhaupt nichts zu Handlung beiträgt), Andreas von der Meden und all die anderen Beteiligten nichts mehr retten. Wenn ich diese Liste so lese, könnten mir direkt die Tränen kommen. Gott, wie sehr habe ich gehofft, dass dieses Hörspiel gut ist!

Die Dialoge sind aber nicht die einzige Katastrophe. Werfen wir doch einmal einen Blick auf die Handlung (es lässt sich ja ohnehin nicht vermeiden). Da wird den Hörern die gesamte Clique mitsamt dem sie verbindenden Beziehungsgeflecht ausführlichst vorgestellt – nur um später alle bis auf zwei von ihnen aus dem Hörspiel zu schreiben (ja, die meisten sagen einfach, sie wollen den Tod ihrer Freundin für sich behalten und wurden nie wieder gesehen).

Das wirklich allergrößte Problem des Hörspiels ist aber, dass die Handlung maximal Stoff für 40 bis 50 Minuten bietet. Frankensteins Kreatur wird erweckt, tötet ein paar Leute, der Held stellt sich ihr entgegen und hält sie auf. Das wars, mehr ist da nicht. Um das ganze aber auf 75 (!) Minuten zu bringen, werden wir mit einer Nebenhandlung beglückt, die an Blödheit kaum zu überbieten ist. Da wird uns die schon erwähnte Geisel gezeigt, die schon monatelang Vorahnungen in Form von Albträumen hat, in der sie von der Kreatur als Geisel genommen wird. Was macht die gute Frau? Nachdem sie die Burg (von der sie auch geträumt hat) in einem Bildband über Deutschland erkennt, will sie unbedingt dorthin, da sie ihre Träume für real hält. Frage: Was würdet ihr eigentlich tun, wenn ihr eine Burg besuchen wollt und euch völlig sicher seid, dass euch dort Frankensteins Schöpfung entführen wird? Würdet ihr euch bis an die Zähne bewaffnen und so dafür Sorge tragen, dass das Monster nach dem Entführungsversuch in mindestens fünf Ecken liegt, oder würdet ihr ohne jegliche Vorbereitung einfach so zur Burg fahren, damit ihr euch kidnappen lassen und für das Finale die Rolle der „Damsel in Distress“ spielen könnt? Unsere Heldin entscheidet sich ohne mit der Wimper zu zucken….für letzteres.

Fazit: Wenn ihr eine effektive Methode sucht, um dafür zu sorgen, dass man eure Freunde mit Hörspielen in Zukunft generell verjagen kann, dann seid ihr bei „Burg Frankenstein Folge 1“ an der richtigen Adresse. Ansonsten gilt: Hände weg!


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