Immigration Game von Krystof Zlatnik

In der nahen Zukunft nimmt Deutschland keine Flüchtlinge mehr auf. Wer dennoch aufgenommen werden möchte, muss am so genannten "Immigration Game" teilnehmer. Dabei werden die Kandidaten 30 Kilometer vor Berlin abgesetzt und müssen sich bis zum Fernsehturm durchschlagen. Jeder deutsche Bürger darf sie töten. Als der deutsche Joe (Mathis Landwehr) sieht, wie einige Jäger einen Mann zu Tode hetzen, greift er ein und tötet einen von ihnen. Joe muss sich nun entscheiden, ob er für den Mord ins Gefängnis geht, oder am Spiel teilnimmt. Er entscheidet sich für Letzteres, was wiederum die Freunde des toten Jägers besonders freut...


In der nahen Zukunft nimmt Deutschland keine Flüchtlinge mehr auf. Wer dennoch aufgenommen werden möchte, muss am so genannten „Immigration Game“ teilnehmer. Dabei werden die Kandidaten 30 Kilometer vor Berlin abgesetzt und müssen sich bis zum Fernsehturm durchschlagen. Jeder deutsche Bürger darf sie töten. Als der deutsche Joe (Mathis Landwehr) sieht, wie einige Jäger einen Mann zu Tode hetzen, greift er ein und tötet einen von ihnen. Joe muss sich nun entscheiden, ob er für den Mord ins Gefängnis geht, oder am Spiel teilnimmt. Er entscheidet sich für Letzteres, was wiederum die Freunde des toten Jägers besonders freut…

 

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So sieht es also aus, wenn ein Regisseur heutzutage (also genau gesagt im Jahr 2017) versucht, gleichzeitig Das Millionenspiel neu zu verfilmen, und dabei noch glaubt, irgendein aktuelles politisches Thema verbraten zu müssen. Muss man da noch erwähnen, dass ihm beides nicht richtig gelingt? Nein? Ich breite hier trotzdem aus, was bei „Immigration Game“ alles nicht passt.

Das ärgerlichste Versäumnis ist, dass Krystof Zlatnik keinerlei Versuch unternimmt, dem Zuschauer die Welt zu erklären. Man erfährt einfach nicht, wie es zu dieser Gameshow kam. „Das ist Deutschland in der nahen Zukunft und da darf man jetzt Menschen zum Spaß vor laufenden Kameras umbringen“ soll als Erklärung reichen. Tut es aber nicht. Wie soll man denn als Zuschauer ohne Erklärung akzeptieren, dass die Mehrheit der Menschen es nun absolut geil findet, findet wenn nicht nur Asylwerber, sondern auch alle Einheimischen, die den Opfern helfen wollen, ermordet werden dürfen?

Dann kommt noch hinzu, dass man eigentlich nie erfährt, wie das mit der Gameshow funktioniert. Man geht ja eigentlich davon aus, dass das ähnlich wie bei Running Man live im Fernsehen übertragen wird, aber man sieht absolut nichts davon. (Mal ganz abgesehen davon, dass ich als Kandidat dieser Show den Teufel tun und mich filmen lassen würde, damit diese Psychopathen noch schneller rauskriegen, wo ich gerade bin.) Abgesehen von einer einzigen Kameradrohne, die einmal kurz im Bild ist, zeigt der Film keine Erklärung, wie diese Show im Detail abläuft. Und das Zielpublikum sehen wir erst recht nicht, denn bis auf eine Person sind alle anderen Menschen, die irgendeine Rolle spielen, am Ende gegen die Jäger – auch wenn sie aktiv nichts dagegen unternehmen, sie würden sich die Show sicher nicht ansehen. Und wenn wir schon dabei sind: Wieso bewerben sich eigentlich noch Menschen unter diesen Bedingungen um  einen Aufenthalt in Deutschland? Veranstalten alle Länder dieser Welt ähnliche Spiele? Keine Ahnung, denn „Immigration Game“ liefert keine Erklärung.

Der letzte Nagel in den Sarg des Films sind dann ausgerechnet die Actionszenen. Es wird mir für immer ein Rätsel bleiben, wieso so viele Regisseure denken, dass verwackelte Handkamera-Bilder der coolste Scheiß aller Zeiten sind. Weckruf, Jungs: Es ist NICHT cool, wenn man während des Filmes erstens die Actionszenen nicht sieht und zweitens fast einen Migräneanfall bekommt, weil die Kamera ständig am Wackeln ist. Beim Schlusskampf ist das allerdings völlig egal. Da heuert man mit Eskindir Tesfay (er spielt den Anführer der Jäger) und Mathis Landwehr („Lasko – Die Faust Gottes“) zwei Schauspieler an, die beide Kampfsportkenntnisse haben und dann dauert ihre finale Konfrontation genau zwei Minuten, bevor unser Held den Bösen einfach absticht. Das war dann der Moment, an dem ich mich so richtig betrogen gefühlt habe. Da hat man zwei Experten auf diesem Gebiet mit dabei und lässt sie zu keinem Zeitpunkt zeigen, was die beiden wirklich drauf haben. So kommt dann natürlich noch viel mehr zum Tragen, dass Mathis Landwehr schauspielerisch etwas limitiert ist. Was. Für. Eine. Scheiße!

 

Die einzige Form von Unterhaltung, die dieser Film liefert, sind die YouTube-Kommentare einiger rechter Recken und anderer geistiger Leuchten, denen es gar nicht gefällt, dass Flüchtlinge hier als Opfer gezeigt werden. Best of gefällig? (Rechtschreibfehler gehören den jeweiligen Kommentatoren):

 

User Zanderzone auf YouTube: „Schlimmer als jeder Propagandastreifen aus dem dritten Reich !!!!! Linke realitätsferne Sozialpädagogen…ich hoffe die Macher finden sich demnächst nachts in einer Ubahn zwischen mehreren Gruppen der hilflosen Goldstücken wieder , dann wird sich zeigen, wer vor was wegrennt! Aber dann werden diese bereicherten Akademiker Einzelfälle darstellen!“

 

User Ben Wulfie auf YouTube: „Was für ein Schrott … Leute die aus Kriegsgebieten flüchten und dann durch 7 kriegsfreie Länder laufen um nach Deutschland zu kommen, sind keine Flüchtlinge sondern schmarotzende Einwanderer. Und Leute die vor Krieg flüchten sind froh, in Sicherheit zu sein und fordern nicht das abdecken und entfernen von Kunstgegenständen, Vergewaltigen keine Mädchen und Jungen oder üben Gewalt gegen Leute aus, die nicht dem Islam angehören wollen und nehmen sich auch keine Messer und Macheten und metzeln sich durch Fußgängerzonen. Die Araber und Afrikaner die nach Deutschland kamen und kommen sind keine Flüchtlinge sondern gewalttätige Schmarotzer die antidemokratisch, frauenfeindlich und schwulenfeindlich sind und jeden bedrohen, der sich nicht islamisieren lassen will.“

 

User Ohne Mich ist anscheinend geistig komplett verwirrt: „So ein Geschmackloses Drecks Film. Wurde bestimmt von der AFD finanziert. Wie tief wird die Menschlichkeit noch sinken? Oh Moment ist ja schon am Grund angekommen noch ein bisschen und es kommt auf der anderen Seite der Welt wieder raus. Die Leute die das hier wirklich haben wollen, was ist der Unterschied zwischen Scheisse und euch? Richtig die Scheisse richt immerhin noch besser als ihr.“

 

So viel Aufregung um ein Machwerk, der nichts weiter ist, als ein billiger Abklatsch besserer Filme, und das nur, weil man sich ein aktuelles Thema als Aufregung gesucht hat (aus dem man übrigens genau gar nichts macht, die Kandidaten könnten genauso gut aus demselben Viertel wie ihre Jäger kommen).

Dabei hätte der Film durchaus funktionieren können und man hätte gar nicht so viel ändern müssen: 1.: Stellt das Gewackel mit der Handkamera ab und zeigt verdammt noch einmal ein paar geile Fights! 2.: Macht eine Satire daraus. Diese unrealistische Handlung so todernst runterzukurbeln kann ohnehin nicht funktionieren, also dreht das Absurde hoch auf 11 und liefert den Menschen eine richtig groteske Achterbahnfahrt. 3.: Wenn ihr die Flüchtlingsthematik unbedingt drin lassen möchtet, dann macht etwas damit, verdammt noch einmal. Erklärt wenigstens, wieso sich ein Asylwerber diesem lebensgefährlichen Spiel stellt, obwohl es noch andere Länder auf der Welt gibt und zeigt vielleicht noch ein paar andere Charaktere, die am Spiel teilnehmen und nicht die Hauptfigur sind.

 

Fazit zu „Immigration Game“

Leider ist die künstliche Aufregung dieser intellektuellen Lichtgestalten das einzig Unterhaltsame hier und selbst das wird recht schnell langweilig. Schaut euch lieber einen der oben verlinkten Filme an, oder von mir aus auch „The Riffs – Die Gewalt sind wir„, der ist auch um einiges lustiger. „Immigration Game“ ist leider ein Rohrkrepierer auf allen Ebenen. Schade um die vertane Chance.

 


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