Lass jucken! Die Kumpelfilme der 1970er von Martin Hentschel |
Die Filme der Reihe „Lass jucken Kumpel“ zählen zu den beliebtesten Erotikfilmen des bundesdeutschen Kinos. Basierend auf der Vorlage von Hans Hennning Claer, wurde die von 1972 bis 1975 erschienene fünfteilige Serie zu einem der erfolgreichsten und ertragreichsten deutschsprachigen Franchises. In dem Buch geht es um die Geschichte, wie aus einem umstrittenen Bestseller ein ziemlich deftiger Milieufilm wurde, dem für seine überragenden Besucherzahlen sogar die „Goldene Leinwand“ verliehen wurde. Dieses Buch bietet, neben umfangreichen Analysen der Filme und Porträts der Beteiligten, viele Informationen, die interessierten Fans in dieser Form vorher nicht zugänglich waren. Daneben werden auch artverwandte Filme wie die „Liebesgrüße aus der Lederhose“-Reihe und das Spin Off „Lass laufen, Kumpel“ vorgestellt.
Lass jucken! von Martin Hentschel
Ich muss gestehen: Ich liebe Filmbücher. Selbst in Zeiten des Internets, in denen man nur auf IMDB.com gehen und einen entsprechenden Filmtitel eingeben muss, blättere ich zum Beispiel lieber in meiner Ausgabe von Jürgen Müllers (Hrsg) „100 Filmklassiker“, Glenn Kays „Zombie Movies. The ultimate Guide“, oder (mit Abstrichen) in Frank Koenigs „Dawn of the Dead. Anatomie einer Apokalypse“. Dank Martin Hentschel hat sich zur Liste meiner Nachschlagewerke nun ein weiteres dazu gesellt.“Lass jucken! Die Kumpelfilme der 1970er“ ist einfach großartig. Das liegt nicht nur an den sehr ausführlichen Analysen der Filme, sondern vor allem an den von Hentschel zusammengetragenen Informationen. Neben „üblichen“ Infos, wie den damaligen Kritiken in den Medien, findet sich hier auch Kurioses, zum Beispiel, dass Teil 1 im österreichischen Vorarlberg „wegen seiner Eignung, eine entsittlichende Wirkung auf die Zuschauer auszuüben“ verboten wurde. Lachen musste ich auch bei einem Dokument der FSK, laut dem die Aufführung von „Liebesgrüße aus der Lederhosn 4“ am „Karfreitag, Tag der deutschen Einheit, Allerheiligen oder Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie Totensonntag“ verboten wurde. Eine wahre Augenweide ist auch das von Hentschel gesammelte Bildmaterial. Damalige Pressefotos und selteneres Bildmaterial vermitteln von den besprochenen Filmen einen hervorragenden Eindruck.
Ein sehr ausführliches Kapitel befasst sich mit ähnlichen Filmen und Reihen und zwar unter dem Titel „Falsche Kumpel. Filmische Spätfolgen der Reihe“. Dieser Teil des Buches stammt von Christian Witte. Die einzelnen Analysen sind sehr ausführlich und besprechen auch Filme, die heutzutage nicht mehr so bekannt sind. Das Kapitel steht dem Rest des Buches in Sachen Detailverliebtheit in nichts nach, auch hier gilt, dass das gezeigte Bildmaterial einen großartigen Einblick gewährt.
Eine Filmreihe als Produkt ihrer Zeit
Hentschel versteht es, die Filmreihe gekonnt in ihren zeitgeschichtlichen Kontext einzubetten. Ausgehend vom Fanny Hill Urteil lässt sich die Entwicklung in der BRD sehr gut an Filmreihen wie dieser nachvollziehen. Bemerkenswert sind auch die sehr ausführlichen Porträts der Protagonisten. Die mit vielen Bildern ausgestatteten Texte beleuchten das Leben der Betroffenen bis ins letzte Detail, vor allem die Nachrufe auf Hans Henning Claer, Franz Marischka und Ulrike Butz sind sehr gut gelungen.
Fazit zu „Lass jucken! Die Kumpel-Filme der 1970er“ von Martin Hentschel
Martin Hentschel ist mit diesem Buch eine interessante Reise in die Zeit der 70er gelungen. Und verdammt, irgendwie hat er mir gerade verdammt viel Lust darauf gemacht, mir die Filme mal wieder anzusehen (ist sicher schon gute 15 Jahre her bei mir)! Deshalb gibt es hier eine klare Kaufempfehlung für alle Filmfans!