Punk! (USA 1998) von James Merendino |
Ein Punk zu sein ist nicht immer leicht. Wenn man aber, wie Stevo und Heroin Bob, die zwei einzigen Punks in
einer erzkonservativen Stadt wie Salt Lake City im
amerikanischen Bundesstaat Utah in den frühen 80ern ist, dann hat man in mehr als einer Hinsicht die Arschkarte gezogen. Während die gottesfürchtigen Einwohner der Stadt den Jungs bestenfalls mit Unverständnis und/oder Angst begegnen, stehen bei ihnen Straßenkämpfe, Partys, Sex und Rebellion an oberster Stelle. Vor allem Stevos Vater gefällt die Einstellung seines Sohnes überhaupt nicht. Er hat für Stevo ein Jura-Studium an der Elite-Universität Harvard vorgesehen…
SLC Punk! von James Merendino
Lange ist es her, da habe ich mich in meinem Review von Human Traffic darüber beschwert, dass es SLC Punk! mit Matthew Lillard hierzulande immer noch nicht auf DVD gibt. Mit der Zeit war ich es offen gestanden auch leid, immer wieder nach dem Film zu suchen. Nun, man soll die Hoffnung ja bekanntlich nie aufgeben, und so kam – von mir völlig unbemerkt – Anfang 2016 tatsächlich eine DVD mit dem Film raus. Meine Freude war entsprechend groß, allerdings stellte sich mir auch die Frage, ob SLC Punk! auch mit meiner Erinnerung an den Film mithalten kann, oder ob ich den Film fast 20 Jahre nach der ersten und einzigen Sichtung in meiner Erinnerung nicht doch besser gemacht habe, als er eigentlich ist…
Zunächst einmal hat mir der Film eine kleine Überraschung beschert, denn an den jungen Jason Segel in einer Nebenrolle konnte ich mich nicht mehr erinnern (an Til Schweiger allerdings schon). Er macht – so wie alle NebendarstellerInnen in SLC Punk! seine Sache wirklich gut. Der einzige wirkliche Star des Films ist aber Matthew Lillard. Der dreht hier seinen Freak-Modus (hat hier jemand „Der hat doch keinen anderen!“ gesagt?) den ganzen Film hindurch auf 11 hoch und rockt von Anfang bis Ende die Hütte (im Trailer oben bekommt ihr einen kleinen Vorgeschmack). Alleine deshalb ist SLC Punk! sehenswert. Die Geschichte selbst folgt der typischen „Coming of Age“-Formel, ein junger Mensch durchläuft auf dem Weg zum Erwachsenwerden Phasen der Rebellion, bis er schließlich dahinterkommt, wie er mit dem Rest der Gesellschaft klar kommen kann. Dass SLC Punk! hier keinen Millimeter von den bereits zuvor tausendfach gegangenen Pfaden abweicht, ist der größte Schwachpunkt des Films und dass es ausgerechnet die Liebe ist, die Stevo auf den „rechten Weg“ führt, lässt einen schon ein wenig mit den Augen rollen.
Fetziger Soundtrack
Ein Film wie dieser lebt natürlich auch von seinem Soundtrack. Hier hat man alles richtig gemacht, die gespielten Bands lesen sich wie das Who ist Who einer Punk-Hall of Fame; Dead Kennedys, Blondie, The Vandals, The Stooges und auch einige Bands aus anderen Musikrichtungen, wie Van Halen oder das Spandau Ballet sind dort zu finden. Eigentlich fehlen nur The Clash, um mich vollends glücklich zu machen (die Sex Pistols kommen zwar musikalisch auch kaum vor, dafür widmet ihnen Stevo einen ordentlichen Rant darüber, wieso es bescheuert ist, in Salt Lake City „Anarchy in the UK“ zu brüllen).
Fazit zu SLC Punk!
Hab ich den Film in meiner Erinnerung bessergemacht, als er eigentlich war? Vielleicht ein wenig. Sehenswert ist SLC Punk! trotzdem. Und wer Matthew Lillard einen ganzen Film lang beim Durchdrehen zusehen will, ist hier wirklich hervorragend bedient.