Strange Circus (Japan 2005) von Sion Sono |
Die erfolgreiche Schriftstellerin Taeko arbeitet gerade an einem bizarren neuen Roman, in dem es um eine Familie geht, die durch Inzucht, Mord und sexuellen Missbrauch zerstört wird. Von ihrem Verleger wird ihr ein junger Mann namens Yuji zur Seite gestellt, der ein großer Fan von Taeko ist und unbedingt für sie arbeiten möchte. Taeko nimmt, da sie im Rollstuhl sitzt und im alltäglichen Leben ein wenig Unterstützung gut gebrauchen könnte, die Hilfe dankend an und verbringt fortan sehr viel Zeit mit ihrem neuen Assistenten. Während Yûji seine neue Chefin näher kennen lernt, taucht er immer mehr in ihre Welt ein. Langsam beginnt er, sich zu fragen, ob Taeko und Mitsuko, die minderjährige Protagonistin in Taekos neuem Buch, vielleicht ein und dieselbe Person sein könnten. Während beide sich der Wahrheit immer mehr annähern, verschwimmen Traum und Wirklichkeit so lange, bis die Zuschauer das eine nicht mehr vom anderen unterscheiden können…
Strange Circus von Sion Sono
Dieser Film ist mit Abstand schwierigste, den ich jemals auf diesem Blog hier rezensiert habe. Das beginnt schon bei der obigen Inhaltsangabe, die zwar richtig ist, bei der ich aber so viele Ebenen der erzählten Geschichte weglassen musste (auch weil ich sonst massiv gespoilert hätte und das wollte ich nicht), dass sie in meinen Augen trotz allem ziemlich lückenhaft wirkt.
Ein Film, den man nebenher schauen kann, ist Sion Sonos „Strange Circus“ auf keinen Fall, dafür aber einer, bei dem man nicht an der falschen Stelle blinzeln sollte, weil man sonst irgend etwas Wichtiges verpassen könnte. Die Wechsel zwischen den verschiedenen Ebenen von Traum und Wirklichkeit, Einbildung und Realität geschehen oft so fließend, dass einem oft erst hinterher klar wird, Diese Twists sind Sion Sono allesamt gelungen (auch wenn ich es nicht gebraucht, dass einer der Charaktere die „Na, was ist jetzt Traum und was ist Wirklichkeit?“ auch noch laut ausspricht. Ich habe schon vorher begriffen, worum es geht, danke schön.)
Schauspielerisch werden in „Strange Circus“ nur erstklassige Leistungen geboten. Masumi Miyazaki spielt ihre Rolle der Taeko sehr virtuos und Issei Ishida wird als Yûji vor allem in der zweiten Hälfte des Filmes vor Aufgaben gestellt, an denen so manche seiner Kollegen kläglich gescheitert wären.
Eine Sache sollte noch erwähnt werden: Der Film ist keinesfalls etwas für zartbesaitete Gemüter. Vor allem die sehr expliziten Inzest- und Missbrauchsszenen sind bestimmt nicht jedermanns Sache. Dann gibt es immer wieder äußerst blutige Sequenzen und Szenen, die so verstörend sind, dass man sie so schnell nicht mehr vergisst. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Theaterszenen, in welche die Filmhandlung eingebettet ist und die ein wenig an das französische Grand Guignol erinnern.
Fazit zu Strange Circus
Das klingt jetzt stark nach einer Floskel, aber diesen Film kann man nicht beschreiben, man muss ihn erleben. Ein großartiger, verstörender Rausch der Bilder, für den es von mir eine klare Empfehlung gibt!