Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl
Veröffentlichung: 2003 (Erstveröffentlichung: 1981) bei Europa
Mit: Günther Dockerill, Sascha Draeger, Niki Nowotny, Veronika Neugebauer, Axel Bauer, u.a.
Skript: H. G. Francis nach Stefan Wolf
Produktion und Reige: Heikedine Körting
Länge: ca. 38 Minuten
Das Phantom auf dem Feuerstuhl – Folge 5 von TKKG
Die Autobahnen und Landstraßen werden derzeit von einem Phantom terrorisiert, das schwere Steine auf die fahrende Autos schleudert. Als Tarzan und Dr. Bienert von einem Volleyball-Match der Schulmannschaft nach Hause fahren, knallt ihnen ein solcher mit volller Wucht ins Auto. Bei dem darauffolgenden Unfall erleidet Dr. Bienert eine Gehirnerschütterung und muss ins Krankenhaus. Tarzan und seine Freunde unternehmen fortan alles, um den Täter zu fassen und finden bald eine erste Spur….
Unfreiwillig gruselig
Ich wollte ja irgendwie schon immer einmal wissen, ob die TKKG-Geschichten tatsächlich so klischeebeladen sind, wie allgemein behauptet wird. Als ich dann vor ein paar Tagen eine Box (in der sich außerdem noch die Folgen „Angst in der 9a“ und „Das Paket mit dem Totenkopf“ befanden) der Folgen 4 bis 6 für 10 Euro in einem Geschäft bei mir in der Nähe gesehen habe, dachte ich mir, dass die sicher ein witziges Review abgeben würden. Ich hatte ja keine Ahnung.
Was einem in der Folge „Das Phantom auf dem Feuerstuhl“ geboten wird, ist nämlich an Grusel kaum zu überbieten. Das liegt vor allem an der Rolle des „Ströter“, gesprochen von Axel Bauer. „Ströter“ kommt kurz nach der Attacke auf das Auto vorbei und bietet Tarzan gleich einmal an, dass dieser ihn doch jederzeit besuchen könne, da er Hobbyschnitzer wäre und er Tarzan gerne seine Werkstatt zeigen möchte. Dass ein Erwachsener dies einem ihm wildfremden Kind anbietet ist ja per se schon eher verdächtig, aber wenn er das auch noch mit einem Tonfall macht, bei dem man jede Sekunde auf einen Satz ala „Ich hab ein Zuckerstangerl für dich in meiner Unterhose“ wartet, ist das schon ein wenig gruselig. Dass Tarzan dann auch noch so blöd ist und nicht nur selbst, sondern sogar mit seinen Freunden hingeht, spricht nicht gerade für seine Menschenkenntnis (und der soll ein guter Hobbydetektiv sein??).
So richtig unheimlich ist dann der eigentliche Besuch, bei dem Ströter die ganze Zeit davon redet, dass er den Kindern unten seine Werkstatt zeigen will und das mit einer Stimme, dass man glaubt, der Pädobär persönlich habe mal kurz das Mikro in die Hand genommen (Das ist übrigens weder als Beleidigung von Axel Bauer, noch von Europa gemeint. Ich halte diese Rolle nur für sehr unglücklich). Dabei stellt sich natürlich noch die Frage, welches Signal man an junge Hörerinnen und Hörer sendet, wenn die komplette TKKG-Gruppe alleine einen wildfremden Mann besucht, der ständig davon redet, ihnen unten (wohl im Keller) seine Werkstatt zeigen zu wollen. Da hilft es dann auch nicht viel, wenn die vier gleich darauf wieder abhauen, weil Stöter ja so „komisch“ sei, schließlich kommt ein Kind bei einem Kinderschänder wohl kaum noch ungehindert zur Tür raus, wenn es erst einmal in der Wohnung festsitzt. Dass Ströter bei der „großen Enthüllungsszene“ (denn natürlich ist er der Täter) dann im Motorradlederoutfit Selbstgespräche vor einem Spiegel führt und dabei verkündet, er wäre die „Geißel der Menschheit“ hilft ihm übrigens auch nicht wirklich weiter und nein, das Motiv des Täters wird bis auf diesen einen Satz nicht weiter ausgearbeitet. Der ist halt irre und aus.
Nicht gerade Meisterdetektive
Des Weiteren muss noch angemerkt werden, dass die TKKG-Bande nicht gerade aus Intelligenzbestien besteht. Ein perfektes Beispiel hierfür darf man als Zuhörer in einer Nebenhandlung hören. Da ergibt sich für das Quartett eine Möglichkeit, einen Verdächtigen kennen zu lernen, da er ein Inserat für ein Damenfahrrad aufgegeben hat. Die vier antworten darauf und treffen dort auf ein 16 Jahre altes Mädchen, das erstens mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und die zweitens die Besitzerin des Rades ist. Jeder Mensch kann hier wohl ganz leicht erraten, warum das arme Mädchen jetzt kein Fahrrad mehr braucht. Würdet ihr dann noch Salz in die Wunde streuen und das Mädel fragen, wieso sie ihr ach so tolles Rad jetzt verkauft? Nein? Nun, dann seht ihr das offenbar anders als die Chefermittler von TKKG. Die fragen sie das nämlich tatsächlich, bringen das Mädchen so zum Heulen und entblöden sich tatsächlich nicht, sie dazu zu bringen, ihnen den Unfallhergang in allen Details zu schildern, die für den eigentlichen Fall nicht wirklich relevant sind. Zurück bleiben dann ein erst recht nicht gekauftes Rad und ein Teenager, dessen psychische Narben gerade wieder frisch von einem Rudel neugieriger Bälger aufgerissen wurden. Tolle Leistung, TKKG! Den drei Fragezeichen wäre das jedenfalls nicht passiert.
Das Phantom auf dem Feuerstuhl – die Sprecherleistungen
Die Leistungen der Sprecherinnen und Sprecher sind hier eine eher gemischte Angelegenheit. Axel Bauer ist wohl schon in der ersten Minute auf die Overacting-Überholspur gewechselt, verlassen hat er sie jedenfalls bis zum Ende nicht mehr. Die Sprecher der Kinder erledigen ihre Aufgabe dafür, dass das älteste von ihn erst 14 war recht gut, der Rest ist passabel, aber nicht wirklich herausragend.
Eine maue Angelegenheit
„Das Phantom mit dem Feuerstuhl“ ist insgesamt ein eher durchwachsenes Hörspiel. Die Produktion ist zwar in Ordnung, aber die präsentierte Handlung, die gezeigten Dummheiten des Ermittlerquartetts und die lahme Auflösung können von den (meistens unfreiwillig) komischen Elementen nicht kompensiert werden.
Nana, einen Kinderschänder wollen wir aus dem armen Franz nun nicht gleich machen. Auffällig ist aber, dass er "rot wird" als er Gaby sieht. Sowas gab's bei den Funkfüchsen auch schon häufiger, das Mädel der Bande (auch so 12-13 Jahre alt) zog ständig Blicke von angeblich "erwachsenen" auf sich.
Außerdem darfst du das Erscheinungsjahr der Geschichte nicht vergessen: 1981. Eine Zeit also, zu der man nicht hinter jedem Mann gleich einen pädophilen Schwerkriminellen vermutete. Ob letzteres die heutige Zeit wirklich "besser" macht, sei mal dahingestellt.
Dass Du dich mit TKKG nicht im geringsten auskennst zeigt die Beschreibung der Szene mit Claudia Herford. 😛
Erstens fragen nicht "sie" (=TKKG), warum sie das Rad wohl nicht mehr braucht, sondern nur der kleine Dicke und der ist zweitens ohnehin so angelegt, dass er häufig sehr grenzdebil agiert. Eigentlich ist seine Rolle das, was in einer TV-Serie "comedic relief" genannt werden würde.
Folge 5 ist für TKKG-Verhältnisse übrigens noch harmlos, immerhin wird gegenüber dem Brandstifter Milde walten gelassen, die Jugendbande sinniert sogar darüber, dass sie es Claudia nicht antun könnten, den werten Herrn ins Gefängnis zu schicken.
In Folge 12 (Nachts, wenn der Feuerteufel kommt) sieht es schon ganz anders aus. Da ist ein alleinerziehender Vater der Täter, der Sohn lässt gegenüber TKKG durchblicken, dass seine Mutter ihn nur geschlagen hätte. Doch gibt es hier Gewissensbisse, den Vater der Polizei zu übergeben? Nein, natürlich nicht…