Verkommen von Bryan Smith |
(Klappentext) Jessica möchte einen günstigen Gebrauchtwagen kaufen. Als sie mit dem Besitzer alleine in dessen Wohnung ist, fällt er über sie her und vergewaltigt sie. Jessica will nur noch eines: Rache. Deshalb entführt sie den Mistkerl in die einsame Wildnis. Sie will ihn erschießen, sie soll sterben…
Aber die beiden befinden sich an einem bösen Ort. Die inzüchtigen Einwohner von Hopkins Bend hüten seit Jahren ein grauenvolles Geheimnis – und Jessica kommt ihnen für ihre perversen Spiele gerade recht…
Verkommen von Bryan Smith
Beim Lesen von „Verkommen“ von Bryan Smith schlich sich mir immer wieder der Gedanke „Das ist ja wie ‚Hostel‘, nur in gut und mit besserer Handlung“. Vor allem ist „Verkommen“ aber eines: Eine ganze Ecke extremer als der Film von Eli Roth.
Das liegt vor allem daran, dass es Smith sehr gut gelingt, den Leser in das Geschehen hinein zu ziehen. Er schafft das mit einem eher ungewöhnlichen Schritt: Es gibt in „Verkommen“ keinen klaren Protagonisten, keine Hauptfigur. Stattdessen führt Smith ein ganzes Ensemble von Charakteren ein und lässt auf diese die inzuchtgeschädigte Brut von Hopkins Bend los. Da gibt es neben Jessica ihren Vergewaltiger Hoke, das junge Pärchen Pete und Megan, die bei einer einsam gelegenen Tankstelle entführt werden, die Gefangene Justine und die junge Abby, die nicht mehr in Hopkins Bend leben möchte und mit Michelle, die sie vorher nur „das Abendessen“ genannt hat (ja, Kannibalismus kommt in dem Roman auch vor), einen Fluchtversuch unternimmt.
Von Cliffhanger zu Cliffhanger
Smith schafft es, all diese Charaktere unter einen Hut zu bringen. Das macht er, indem er die Cliffhangertechnik auf eine Art und Weise anwendet, die einen schon fast an die Fernsehserie „24“ erinnert. In den relativ kurzen Kapiteln widmet sich Smith jeweils einer Figur und erzählt, was dieser gerade passiert und wie ihre Geschichte weitergeht. Wenn es dann wirklich spannend wird….kommt das nächste Kapitel und es geht mit jemand anderem weiter.
Smith bedient sich eines sehr nüchternen Schreibstils, seine Sätze sind eher knapp und kurz. Adjektive verwendet er noch weniger als so mancher andere Schriftsteller (was nichts anderes heißt, als das er das „Show, don’t tell“-Prinzip großartig umsetzt). Smith verwendet eine sehr deutliche Sprache, die in dieser Geschichte aber auch absolut notwendig ist.
Notwendiger Ekel
Wenn man die anderen Rezensionen zu diesem Buch liest, kann man nicht anders, als festzustellen, dass sich so ziemlich alle Rezensenten an einer Sache abarbeiten: Den immer wieder eingesetzten Ekelszenen, die in so ziemlich jedem Kapitel vorkommen. In einigen Kritiken ist das Geschrei deshalb ziemlich groß. Exemplarisch möche ich hier mal auf diese Kritik von „BuchlingJanine“ hinweisen. Man sollte sich also sehr genau überlegen, ob man die 14€in dieses Buch investieren möchte oder nicht, wobei ich es von der angesprochenen Rezensentin schon ziemlich bescheuert finde, zu sagen, dass jede/r, der/die dieses Buch liest, Gefahr läuft, eine sexuelle Störung davon zu tragen. Von dem Satz, dass sie nicht wisse, was sie von Leuten halten soll, die dieses Buch mögen, fange ich gar nicht erst an – ganz ehrlich sind solche Diffamierungen notwendig?
In meinen Augen sind die in dem Buch beschriebenen Szenen absolut notwendig. Schließlich wäre es doch ein wenig unlogisch, wenn die Bewohner von Hopkins Bend sich in Zurückhaltung üben würden und Smith macht das sprachlich eben auch nicht und ja, manche Szenen gehen absichtlich über die Grenzen so genannten guten Geschmacks hinaus. Smith sagt eben statt „Geschlechtsverkehr“ oder „Sex“ konsequent „ficken“. Und wenn ein Protagonist sich an seinen Peinigern rächt, dann beschreibt er in allen Details, wie dieser ihn und dessen Mutter mit der Kettensäge und anderen Utensilien zerlegt. So what? Wenn es nur geschmackvolle Bücher auf dieser Welt geben würde, wären wir um ein paar Klassiker der Literatur ärmer.
Ein schlechter Tag
Beim Lesen von „Verkommen“ musste ich hin und wieder auch an die Batman-Geschichte „The Killing Joke“ denken. Darin geht es um die These des Jokers, dass jeder Mensch nur einen extrem schlechten Tag haben muss, um den Verstand zu verlieren und jegliche moralischen Prinzipien für immer über Bord zu werfen. Smith verfährt mit seinen Figuren nach genau diesem Prinzip. Jessica und Co geraten in einen Strudel aus Perversion und Gewalt, der mit jeder Seite des Buches immer schlimmer wird, bis sie schließlich völlig vom Wahnsinn getrieben zurück schlagen und dabei so drastisch werden, dass sie am Ende keinen Deut mehr besser sind, als ihre inzuchtgeschädigten Peiniger.
Fazit zu „Verkommen“
Dieses Buch ist nicht jedermanns Sache, so viel ist klar. Trotzdem ist es für Genrefans einen Blick wert.
Smith, Bryan: „Verkommen“, Festa Verlag, 13 Euro 95.
ich finde hier ist gar nichts beleidigend oder explizit unsachlicher als "… dass sie nicht wisse, was sie von Leuten halten soll, die dieses buch mögen …". ach gottchen ja, bücher sind bücher und bücher sind dazu da, die lesenden an einen punkt zu bringen, den sie sich eigentlich gar nicht vorstellen können.
Ich war es nicht, der allen, denen dieses Buch gefallen hat, potentielle sexuelle Störungen unterstellt hat. Was soll ich ich jetzt davon halten, dass du das von Leuten denkst, die du gar nicht kennst? Und außerdem habe ich lediglich gesagt, dass das was due GESAGT hast in meinen Augen bescheuert ist, nicht dass DU bescheuert bist. Da ist schon noch ein Unterschied.
Ist es notwenig beleidigend zu werden? Wenn du andere Blogger ziteirst oder auf ihre Rezensionen eingehst, dann bleibe inZukunkft bitte sachlich.
Vielen Dank,
BuchlingJanine