Nachdem ich mich nun schon mehrfach zum Thema Feminismus ausgelassen habe (siehe hier und hier) und dabei eigentlich immer nur rumgemeckert habe, wenn mir etwas nicht gepasst hat, dachte ich mir, dass es langsam einmal an der Zeit wäre, zu erklären, warum ich manchen Strömungen des Feminismus eher skeptisch gegenüber stehe.
Wenn das Wort „Feminismus“ fällt, haben viele Männer eine Gruppe von männerhassenden, geifernden Frauen im Kopf, die es symbolisch darauf abgesehen haben, ihnen die Eier abzuschneiden. Dass dieses Bild maximal auf eine extrem kleine Randgruppe von Frauen zutrifft, ist klar. Entstanden ist dieses Klischee am Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA und Großbritannien mit den so genannten Suffragetten. In den 60ern meldeten sich schließlich mit Frauen wie Alice Schwarzer Feministinnen zu Wort, die eindeutig in der Tradition dieser frühen Frauenbewegung stehen und deren Aussagen die konsequente Weiterentwicklung der Aussagen der Suffragetten sind. Die zentrale Frage lautete (und lautet zum Teil noch heute): Wie können in allen Bereichen des Lebens gleiche Chancen für beide Geschlechter erstritten werden?
Der dadurch aufkommende Konflikt zwischen FeministInnen auf der einen und den Konservativen auf der anderen Seite, wurde zum Teil sehr aggressiv geführt. Viele Männer kamen mit dem Selbstbewusstsein dieser Frauen und dem ihnen drohenden Machtverlust nicht zurecht und wehrten sich mit allen Mitteln dagegen. Darauf reagierten – verständlicherweise – einige Feministinnen nicht nur unduldsam, sondern ähnlich aggressiv wie die Männer. Diese nutzten dann die sich ihnen dadurch bietende Gelegenheit, um mit den Fingern auf die Feministinnen zu zeigen und sie so als Männerhasserinnen zu brandmarken, was ihnen leider auch teilweise gelungen ist. Das Klischee von der männerhassenden Feministin war geboren.
Natürlich ist das ein Vorurteil, das leider besonders schwer auszurotten ist. Wenn eine Frau – mitunter lautstark – die gleichen Rechte und Chancen einfordert, die jeder Mann für sich für selbstverständlich hält, dann will sie ihm diese nicht automatisch wegnehmen. Trotzdem benehmen viele sich heute noch so, als ob die Frauen eine heilige Festung stürmen wollen, wenn sie gleiche Rechte für alle fordern.
Gleichmacherei als Totschlagargument gegen den Feminismus
Das nächste Totschlagargument gegen den Feminismus ist das der Gleichmacherei. Gerne wird den FeministInnen vorgeworfen, sie wollen die Geschlechter am liebsten ganz abschaffen und alle Unterschiede mit der Straßenwalze einplanieren. Das ist genauso falsch wie das Bild von der männerhassenden Kampfemanze. Sicher gibt es hier auch wieder vereinzelt Menschen, denen dieser Gedanke von der absoluten Unterschiedslosigkeit beider Geschlechter gefällt. Dass diese Herangehensweise kontraproduktiv ist, liegt in meinen Augen aber auf der Hand, da man die bestehenden Unterschiede nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern generell von Mensch zu Mensch, nicht als Behinderung, sondern als Chance begreifen muss. Dann kann man daraus viele Vorteile ziehen.
Kommen wir noch einmal kurz dazu, wieso ich die beiden ganz oben verlinkten Artikel ursprünglich geschrieben habe. An der „I need feminism!“-Aktion stört mich, dass sie teilweise berechtigte Fragen mit gleichberechtigt daneben gestelltent, absoluten Blödsinn desavouiert. Ganz ehrlich, wie soll ich eine Aktion ernst nehmen, bei der die Behauptung, man brauche Feminismus, weil eine vegane Lebensweise Politik sei, ernst genommen wird, seriös behandeln? Da kann ich gleich sagen, ich brauche Feminismus, weil Fischstäbchen nicht lila sind und die anderen Aussagen werden von vielen dann eventuell gar nicht mehr gelesen. Und das ist schade, denn die dort ebenfalls gestellte Frage, warum bei Frauen automatisch davon ausgegangen wird, dass sie den Namen des Ehemannes annehmen, ist durchaus diskussionswürdig. Leider hat nun jeder, der einer solchen Diskussion ausweichen möchte, eine ganz leichte Möglichkeit, die ganze Aktion als lächerlich darzustellen. Ein in meinen Augen klassisches Eigentor. Man hat meinen Artikel aufgrund des zugegebenermaßen provokanten Tonfalles von „wenig hilfreich“ bis hin zu „saufrech-dumm“ bezeichnet. Ich kann zwar sehen, wieso jemand so über meine Aussagen denkt, dennoch stehe ich auch zu der Art, wie ich sie getätigt habe. Das tue ich, weil die bei „I need feminism“ getätigten Aussagen den Feminismus, ohne Absicht der Menschen, die sie getätigt haben, der Lächerlichkeit preisgeben.
Bei Anita Sarkeesian liegt der Fall anders. Sarkeesian gibt vor, eine komplette Geschichte der Rolle der Frau in Videospielen zu behandeln, um dann viele Dinge gezielt so lange zu verdrehen, bis sie in ihre Argumentation passen. Das finde ich enttäuschender als das Geschreibsel von jemandem, der keine Ahnung von der Materie hat. So werden diejenige, die auf den ersten Blick berechtigte Kritik üben, gerne versehentlich zum Teil des Problems, anstatt etwas zu dessen Lösung beizutragen. Man muss Sarkeesian aber positiv anrechnen, dass sie der Kritik, mit der sie konfrontiert wurde, offenbar aufgeschlossen gegenüber stand, ihr letztes Video war wesentlich ausgewogener.
Was ich mir wünsche
So, und jetzt kommt mein Brief ans Christkind. Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft folgendes: Dass manche Männer den Feminismus nicht mehr als die Invasion der Amazonen begreifen, sondern ihn endlich als das sehen, was er ist: Eine Selbstverständlichkeit. Frauen müssen für die gleiche Leistung gleich entlohnt werden wie die Männer. Der Karriereknick nach der Karenz muss abgefedert werden. Frauen in Führungspositionen dürfen keine Ausnahme mehr sein. Allerweltsforderungen, gegen die niemand etwas hat und der alle zustimmen? Sicher. Aber warum sind sie dann nicht längst umgesetzt worden?