Dreamland Grusel 16 – Die Stadt des Todes von Josh Stokes |
Eigentlich wollten die vier Freunde J.J., Mary-Kate, Ashley und Travis nur ein geiles Wochenende bei einem Musikfestival verbringen, für das sie Freikarten gewonnen hatten. Doch es kommt alles ganz anders als geplant: Nach einem Autounfall sucht das Quartett in der nächsten Stadt Hilfe. Schnell stellen die Protagonisten fest, dass in dieser Stadt etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Straßen wirken wie ausgestorben, nirgendwo ist eine Menschenseele zu sehen. Zum Leidwesen unserer Freunde sind die Bewohner mitnichten allesamt bei einem Picknick in der Wüste. Vielmehr haben sie sich in zombieartige Wesen verwandelt und trachten unseren Helden nach dem Leben, die Attacke beginnt, als diese eine Tankstelle betreten, um dort nach einem Telefon zu suchen. Dennoch sind sie nicht die größte Bedrohung, die auf Travis und Co in dieser Stadt lauert….
Das Positive vorweg
Zunächst das Positive (ich kann euch jetzt schon versprechen, dass das der mit Abstand kürzeste Teil der Kritik werden wird): Die Sprecherinnen und Sprecher tun alles, um zu retten, was hier leider nicht mehr zu retten ist. Diese sind somit dezidiert von der hier folgenden Kritik ausgenommen. Das gilt ebenfalls für Tom Steinbrecher und Andreas Max, die für Soundabmischung und Musik zuständig waren.
Alles nur geklaut
Wenn man „Die Stadt des Todes“ hört, fällt einem nach spätestens 20 Minuten „Alles nur geklaut“ von den Prinzen ein. Das beginnt schon bei den Namen der Protagonisten, wenn man die Rolle von Oliver Rohrbeck J.J. nennt und damit auf die drei ??? anspielt (dort spricht Rohrbeck ja den 1. Detektiv, Justus Jonas – Gott, wie gerne hätte ich statt „Die Stadt des Todes“ eine alte Folge meiner Kindheitshelden gehört). Damit nicht genug, hat man die Rollen von Gabrielle Pietermann und Sonita Sodhi auch noch nach den Olsen-Zwillingen benannt. Witzig oder irgendwie unterhaltsam ist das zu keinem Zeitpunkt.
Die Handlung wurde aus verschiedenen Versatzstücken bekannter Horror- und Science-Fiction-Filme und -spiele zusammengesetzt, auch hier hat man auf schamloseste Art und Weise abgeschrieben. Ich liste hier auf, welche „Vorbilder“ mir aufgefallen sind: Resident Evil stand gleich in mehreren Handlungssequenzen Pate. So ist die im Hörspiel vorkommende „CPC“ eine allmächtige, böse Firma, die Zombies als Waffe einsetzen will und verbotene Experimente durchzieht. Sie stellt also eine Umbrella Corporation für arme Leute dar.
Ganz am Anfang stellen die Protagonisten fest, dass alle „Verwandelten“ leuchtend grüne Augen haben. Diese Idee stammt aus dem Film Das Dorf des Verdammten. Bei der Gelegenheit hat man gleich noch das Ende von Die Dämonischen kopiert, wenn einer der Helden am Ende feststellt, dass sich seine Freundin verwandelt hat, ohne dass die Zuhörer das vorher mitbekommen hätten und er (der Held) hinterher zusammenbricht. Apropos Ende: Wenn Christian Rode als Erzähler zum Schluss davon redet, dass die Überlebenden nun mit dem Hubschrauber in eine ungewisse Zukunft fliegen würden, dann ist das natürlich kein toller, offener Schluss, sondern schlichtweg von George A. Romeros Klassiker Dawn of the Dead abgekupfert.
Doch damit nicht genug, es kommen auch noch Robocop und die Men in Black ins Spiel. Denn natürlich ist der Cyborg, der am Ende ins Spiel kommt, der tote Partner unseres Sheriffs (deren Name, Selina Hillary, sich schon ein wenig nach der Schauspielerin Sienna Guillory anhört, die bei den Resident Evil-Filmen Jill Valentine spielt). Die Anspielung auf die Men in Black ist übrigens besonders misslungen. Die Protagonisten werden gefangen genommen und in das Labor der CPC gebracht. J.J. sagt dann so etwas wie: „Hier sieht es ja aus wie im Hauptquartier der Men in Black!“…..und das ist die einzige Beschreibung, die wir bekommen. Muss ich mir jetzt etwa Men in Black anschauen, nur damit ich weiß, wie sich die Böslinge das Labor möbliert haben (nicht, dass ich mir jetzt nicht viel lieber MIB anschauen würde, anstatt mich mit diesem Blödsinn zu beschäftigen).
Selbstverständlich werden die Macher behaupten, dass das alles nur eine Hommage sei. Deshalb hört man als Zuhörer alle fünf Minuten lang Sätze wie „Das ist ja wie in Resident Evil!“ oder „Wir sind in Silent Hill!“. Offenbar denkt Joschi Hajek (alias Josh Stokes), dass eine solche Aussage reichen würde, um aus einem schamlosen Diebstahl eine liebenswerte Anspielung zu machen. Dass er damit leider falsch liegt, scheint ihm keiner gesagt zu haben. So wirken diese Sätze so, als ob man irgendeine platte Ausrede für das Zusammenstoppeln der Handlung und das Fehlen eigener Ideen gesucht hätte. Es ist ja nie besonders gut, wenn man das Publikum an bessere Filme, Videospiele, etc… erinnert, mit denen es sich gerade beschäftigen könnte. „Die Stadt des Todes“ tut das am laufenden Band.