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Meidet diese DVD! |
Das hier wird keine meiner üblichen Filmrezensionen. (Was sollte ich bei diesem Film auch rezensieren? „Blut und Sand“ ist ein Klassiker der Stummfilmzeit, wer auf Filme aus dieser Epoche steht und ihn noch nicht kennt, sollte ihn sich unbedingt anschauen.) Mir geht es hier um die DVD von Great Movies, die diesen Film dermaßen respektlos behandelt, dass einem die Tränen kommen. Das äußert sich nicht nur im Fehlen jeglicher Extras (der auf dem Cover angekündigte Bonusfilm ist natürlich nirgendwo zu finden auf der DVD), sondern vor allem bei den Texttafeln. Erstens sind die Tafeln (wie ihr unten wahrscheinlich schon seht) viel zu modern gehalten und reißen einen beim Zuschauen regelrecht aus dem Film, weil der scharfe Kontrast zwischen dem alten Filmmaterial und der modernen Schrift so stark ist, dass der Film dadurch regelrecht zerstückelt wird. Das ist aber noch nicht alles Die Übersetzungen strotzen nur so vor haarsträubenden Fehlern, Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung sind auf dem Niveau eines leseschwachen Volksschülers. Also, sehen wir uns mal an, was der Übersetzer von Great Movies offenbar nach einer durchsoffenen Nacht am nächsten Arbeitstag verbrochen hat:
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Erstens gehört zwischen „Sohn“ und „Juan“ kein Beistrich, sondern nur ein Leerzeichen (es wird hier kein Juan auf seinen Sohn angesprochen, sondern eine Mutter auf ihren Sohn Juan). Zweitens müsste Satz Nr. 2 laut Original so lauten: „Bilde ihn doch beim Schlachter aus, anstatt bei mir.“ |
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Nach „Zeit“ gehört ein Beistrich. Wie es zu der Satzteil-Wiederholung gekommen ist, darf mir der Übersetzer gerne näher erklären. |
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Beistrich vor „ab“, den sinnlosen Gedankenstrich kann man auch gleich streichen. Falls es euch noch nicht aufgefallen ist: Der Punkt am Ende des Satzes hat offenbar irgendwann die Eltern des Übersetzers umgebracht. Anders kann ich mir auch nicht erklären, wieso er ihn prinzipiell nie setzt. |
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Alle Satzzeichen sind richtig gesetzt. (Hurra!) Dafür schreibt man die „Tracht“ groß. (Awwwww!) |
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Das müsste eigentlich „können“ heißen. Dass es besser gewesen wäre, statt des Gedankenstrichs einen Punkt zu setzen und einen neuen Satz zu beginnen – geschenkt. |
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Bei „willst“ fehlen gleich zwei Buchstaben und Satzzeichen waren für den zweiten Satz wohl gerade aus, was? |
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Wo die Satzzeichen im ersten Satz hinkommen, hat der Übersetzer offenbar mit dem Würfel entschieden. Irgendwie stört mich auch die Übersetzung „Second-hand“. Das klingt als deutsche Texttafel in einem Stummfilm viel zu modern. Wäre euch bei „gebrauchter Anzug“ ein Zacken aus der Krone gefallen, liebe Leute von Great Movies? |
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Zwischen „abwerfen“ und „bewerfen“ gibt es einen kleinen Unterschied. Über den fehlenden Punkt am Ende rege ich mich gar nicht mehr auf. |
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Hier versagt der Übersetzer gleich zweimal bei der Groß- und Kleinschreibung. |
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Das geht offenbar auch umgekehrt, denn „tapferen“ ist ein Adjektiv und wird klein geschrieben. |
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Satzzeichen? Wo wir hingehen brauchen wir keine Satzzeichen! (Und „Menschentum“ klingt auch seltsam.) |
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Wieder: Satzzeichen sind dazu da, um benutzt zu werden, verdammt noch einmal! Außerdem heißt es korrekt „… Leben derer, die ihn interessierten“. |
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Kann mir jemand den Sinn dieses Satzes erklären? Zur Erklärung: Er sagt das gerade bei einer Feier mit gefühlten 100 Leuten rund um ihn herum. „Nur die Freunde bleiben aus Höflichkeit“ wäre also genauso falsch und sinnlos. |
Das sind ganz schön viele Fehler in einem einzigen Film, oder? Es kommt noch schlimmer: Diese Texttafeln kommen alle in den ersten 22 Minuten vor und ich habe sogar noch welche weggelassen! Bis zum Ende des Films geht es in der Tonart weiter. Immer wieder fehlen Buchstaben. Die Regeln der Groß- und Kleinschreibung kennt der Übersetzer nur vom Hörensagen und Zeichensetzung ist sowieso des Teufels. Eine Frage, liebe „Great Movies“-Bosse: Ist es zu viel verlangt, da noch einmal zu kontrollieren, bevor man so eine DVD veröffentlicht? Das ist nicht nur dem Film, sondern auch den Käufern gegenüber respektlos. Ich rate jedem Interessierten dazu, sich die Silent Valentino Classics-Box zu holen. Die ist codefrei und kann daher auf jedem DVD-Player abgespielt werden. Meine „Blut und Sand“-DVD von „Great Movies“ landet jedenfalls im Mülleimer, sobald ich diese andere Version habe. Wenn ihr euch aber unbedingt diese Version hier kaufen wollt, dann meidet wenigstens die deutsche Fassung. Das englische Original hat sehr schöne Texttafeln, die anfangs, wenn die Geschichte des Stierkampfes erklärt wird, sogar mit passenden Bildern unterlegt sind. Ich würde – wie gesagt – zu einer anderen Version raten.
Eben, da muss man doch damit rechnen, dass das nicht unbemerkt bleibt. Und ich glaube, sogar Bushido macht weniger Fehler in seinen Texten. 😉
Ja, das ist – nett …
Ich meine, mit der Verwertung solcher Filme wendet man sich doch an ein kulturell interessiertes Publikum, oder? Für Bushido wären solche Texte als Lyrics vielleicht ausreichend…
Kein Problem. 😉
Ich verstehe ohnehin nicht, wie man mit manchen Klassikern so umgehen kann. Lies mal die Amazon-Rezensionen zu "Der Scheich" (ebenfalls mit Valentino), der dürfte genauso katastrophal sein.
Wo wir bei Zeichensetzung sind: „ Ich wollte meinem Sohn unbedingt mal den, auf der Rückseite bildlich beworbenen, Kurzfilm Der Klaviertransport zeigen."
Ah, das ist ja gruselig!
Etwas ähnliches hatte ich mit einer Stan Laurel und Oliver Hardy-Kollektion: Ich wollte meinem Sohn unbedingt mal, den auf der Rückseite bildlich beworbenen, Kurzfilm Der Klaviertransport zeigen. Der war auch drauf. Sozusagen. Er fängt an, als die beiden das Klavier schon in das Haus hieven und endet mit dem Deckendurchbruch. Es sollten wohl nur die lustigsten Szenen rein oder so.
Ich hätte gewarnt sein müssen, weil vorne "Dick und Doof" draufstand.
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