Als der Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter Monate nach der Tat immer noch nicht gefasst wurde, entschließt Mildred (Frances McDormand) sich dazu, selbst aktiv zu werden. Sie mietet drei große Plakatwände außerhalb ihrer Heimatstadt Ebbing. Auf ihnen fragt sie den Sheriff des Ortes (Woody Harrelson), warum es immer noch keine Verhaftung gegeben hat. Ihre Aktion verbreitet sich in der kleinen Stadt wie ein Lauffeuer. Schon bald wird Mildred zum emotionalen Angriffspunkt der Bewohner….
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Ich muss gestehen: Als das Gerede um Three Billboards und die Academy Awards losging, hat mich der Film überhaupt nicht interessiert. Er klang für mich nach einem typischen „Ich will einen Oscar!“-Film, wie sie Menschen wie zum Beispiel Sean Penn am laufenden Band produzieren. Vielleicht hätte ich ihn mir irgendwann im Fernsehen angesehen. Meine Freundin wollte ihn aber sehen und ich….ich ging natürlich mit ins Kino.
Ich war noch nie so glücklich darüber, so dermaßen falsch zu liegen. „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist wundervoll, herzlos im Schmerz seiner Protagonisten, trotzdem humorvoll, in anderen Szenen voller ungefilterter Wut, eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Selten waren zwei Oscars mehr verdient, als jene für Frances McDormand und Sam Rockwell, der den rassistischen und gewalttätigen Deputy spielt. McDormands Qualitäten als Raubein waren ja vorher schon bekannt, hier aber lässt sie so viel puren Zorn raus, dass man glaubt, in einem Orkan aus Kraftausdrücken zu ersaufen. Gleichzeitig spürt man aber, dass sich hinter dieser Wut vor allem eines versteckt: Schmerz, den sie einfach nicht loslassen kann. Am sichtbarsten wird dieser im einzigen Flashback ddes Filmes, der die letzten Worte zeigt, die Mildred zu ihrer Tochter sagte. Ich werde nicht verraten, was sie gesagt hat, aber mich würde es bis an mein Lebensende verfolgen, wenn das das letzte gewesen wäre, was mein Kind von mir gehört hätte.
Sam Rockwell wiederrum spielt mit Deputy Dixon den einzigenTypen, der in ganz Ebbing noch mehr Probleme hat als Mildred. Ein rassistisches, gewalttätiges Arschloch, das nicht davor zurückschreckt, andere aus dem ersten Stock zu werfen, wenn sie ihm Probleme bereiten und auch mit Gewalt gegen Frauen kein allzu großes Problem zu haben scheint. Man wünscht ihm eigentlich nur das Allerschlechteste an den Hals. Und trotzdem: Er wird nicht nur als klischeebeladenes Monster gezeigt, ganz am Ende sieht man auch in Ansätzen, warum sein Vorgesetzter mehr in ihm sieht, als nur ein Schwein. Als sich dann herauskristallisiert, dass er vielleicht Mildreds letzte Chance ist, dass der Mord an ihrer Tochter geklärt wird, wünscht man es sich so sehr, dass Dixon es schafft, den Täter zu fassen. Rockwell ist in der Rolle genial, er verkörpert diese tickende Zeitbombe perfekt.
Ebenso großartig wie die beiden Oscarprämierten ist Woody Harrelson als Sheriff. Dieser muss aus einem ganz anderen Grund das Loslassen lernen und ist hier schon wesentlich weiter als Mildred. Als Feindbild taugt er absolut nicht, man glaubt ihm sofort, dass ihm Mildreds Schicksal und das ihrer Tochter verdammt nahe geht.
Martin MacDonagh geht es in seinem Film vor allem um eines: Sicherheiten zu erschüttern, und zwar nicht nur jene der Protagonisten. Völlig egal, wohin man als Zuschauer glaubt, dass die Reise gehen könnte: McDonagh grinst alle Erwartungen kurz an und tritt sie dann in die matphorischen Eier. Irgendwann ist man als Zuschauer dann so weit, dass man seine Erwartungen einfach allesamt in den Wind schießt und sich von McDonagh auf die Reise mitnehmen lässt. Eine Entscheidung, die ich keine Sekunde lang bereut habe.
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