TKKG Folge 113 (erschienen am 8. Februar 1999 bei Europa) – Mit heißer Nadel Jagd auf Kids |
In der Heimatstadt von TKKG treibt ein wahnsinniger Tätowierer sein Unwesen. Dieser überfällt hinterrücks Kinder, betäubt sie, und tätowiert ihnen anschließend das Gesicht. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln (warum werden eigentlich gerade Gesetzeshüter in Jugendhörspielen wie die letzten Idioten dargestellt?) Das Motiv des Täters wird dem TKKG-Quartett schnell klar: Er oder sie möchte die reichen Eltern der Kids erpressen, indem er ihnen damit droht, dass ihre Sprösslinge die nächsten sein könnten. Klar, dass Tim und Co das nicht einfach so geschehen lassen. Einen ersten Verdacht haben sie schnell: Der Freund der Tochter eines Unternehmers ist erstens ein echter Unsympath und zweitens Tätowierer mit eher bescheidenem Talent. Die „Kunstwerke“, mit welcher dieser seine Freundin „verschönert“, sehen den Tätowierungen der Opfer verdammt ähnlich…
Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Ich habe in meinem Leben sehr viele Hörspiele mit einer absurden Handlung gehört. Dennoch hat es die 113. Folge von TKKG, „Mit heißer Nadel Jagd auf Kids“, mühelos geschafft, einen Platz unter den Top 10 meiner persönlichen „Was zur Hölle war denn DAS???“-Liste zu ergattern. Das hängt erstens damit zusammen, dass es das mit Abstand brutalste Jugendhörspiel ist, das ich kenne. Natürlich äußert sich das nicht etwa in ausgiebigen Splattereinlagen. Trotzdem sollte man bedenken, was hier eigentlich passiert: Es werden mehrere Kinder und Jugendliche überfallen und entstellt, eine Entfernung von Tattoos ist mit einigen Risiken verbunden, außerdem ist es ungewiss, ob sie überhaupt funktioniert. TKKG Nr. 113 ist somit das einzige Jugendhörspiel, in dem es um einen Serientäter geht, der es mit seinen schwerwiegenden Angriffen auf Kinder und Jugendliche abgesehen hat.Wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe dieser Art von Hörspiel Kinder ab einem Alter von etwa sechs Jahren sind, ist das viel zu heftig.
Hinzu kommt noch, dass man diese Angriffe recht leicht als eine Art Allegorie auf sexuellen Missbrauch interpretieren kann. Die Kinder werden auch hier entführt und körperlich (zwar auf andere Weise, aber doch) missbraucht. An dieser Stelle habe ich mir gedacht, ob man vonseiten der Macher auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass so eine Handlung bei Verbrechensopfern eventuell nicht nur nicht auf Gegenliebe stoßen wird, sondern auch alte Wunden wieder aufreißen könnte? Wohl kaum.
Als Sahnehäubchen kommen dann noch die für TKKG üblichen Vorurteile. Waren bei Angst in der 9a noch alle Italiener Mafiosi, ist hier jeder, der sich freiwillig tätowieren lässt, ein kinderhassender Psychopath, der in seiner Freizeit mit Vorliebe Welpen tritt und Babys den Schnuller klaut. Außerdem sind alle Tätowierten in der gleichen Gang und am organisierten Verbrechen beteiligt. Immerhin schafft es der ach so friedliebende Tim das ganze Hörspiel lang, niemanden krankenhausreif zu prügeln. Wie er es zustande gebracht hat, mit einem Karateschlag die Tür eines brennenden Autos zu öffnen, darf er mir trotzdem gerne einmal zeigen. Im weiteren Verlauf der Geschichte erweist er sich als echter Frauenversteher: So unterbricht er Gabys Redeschwall in einer Szene mit einem nonchalanten „Halt’s Maul!“. Wobei Gaby in dieser Folge eine 1A-Nervensäge ist. Ständig redet sie mit erhobenem Zeigefinger politisch korrekten Blödsinn daher. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, ihre Freunde von oben herab belehrt, kommt von ihr nur sowas wie „Da ist ja mein Papiiiiiii!!“ oder „Mein Timmyyy!!“ Ach, wisst ihr was? Tim hat Recht, halts Maul, Gaby!
Apropos Gerede: Die Dialoge sind nicht nur holzschnittartig, sondern an vielen Stellen schlicht und ergreifend abstrus. Das beste Beispiel hierfür ist gleich die allererste Szene, in der die Protagonisten zu einem Steinpilzreservoir radeln und Karl es für eine gute Idee hält, zu sagen, dass er sich für Steinpilze schon sehr gerne eine Stunde bückt. Äh…liest da eigentlich nochmal jemand drüber, bevor das aufgenommen wird?
Sprechgesang des Grauens
Den absoluten Horror hat man aber mit der Musik abgeliefert. Ich weiß nicht, welcher Teufel die Macher geritten hat, aber sie haben es geschafft, den fürchterlichsten Rapsong aller Zeiten auf diese CD zu bannen. Mir ist schon klar, dass man für TKKG nicht gerade Sido oder Eminem engagieren kann, aber das bekomme sogar ich noch besser hin (und wer mich schon einmal singen gehört hat, kann sicher bestätigen, dass ich nicht gerade der nächste Elvis Presley bin)!
Eine spannungsgeladene Inszenierung sucht der Hörer ebenfalls vergebens. Der Täter ist sehr schnell identifiziert, es geht nur noch darum, ihm die Taten nachzuweisen und selbst das wird auf möglichst langweilige Weise gezeigt.
Fazit zu „Mit heißer Nadel Jagd auf Kids“
Das wars. Ich bin endgültig fertig mit TKKG. Die spannungslose Inszenierung, hirnschmelzend schlechte Musik und bescheuerte Dialoge wären ja schon schlimm genug, aber was dem Fass den Boden ausschlägt, ist der völlig wahnsinnige Inhalt. Wie kann man nur so einen gefährlichen Schwachsinn verzapfen??
Lustig. Die hab ich neulich auch gehört. 😀
Ich muß aber sagen, daß die späteren Folgen NOCH bescheuerter werden. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß die nach dem Abgang von Stefan Wolf einfach immer mehr auf die Klischee-Kacke gehauen haben, und das Jugendsprech jodeln die Pennäler auch immer feister. Immerhin gibt es mit Folge 179 endlich mal ein aktuelles Thema. In "Abzocke im Online-Chat" geht es doch tatsächlich um Klingelton-Abos! Da ist dann vom Kredithai bis zum Hehler alles am Start und das nur, weil ein kalkweißes Kellerkind im Chat von einem Mädchen angesprochen worden ist. 😀
Zur Rezension oder zum Hörspiel? Etwas mehr Info wäre nett. 😉
facepalm