Titel: Tschick
Veröffentlichung: 2011 (im Argon Verlag für den NDR)
Buchvorlage: Wolfgang Herrndorf
Bearbeitung: Norbert Schaeffer
Regie: Iris Drögekamp
Mit: Julian Greis, Constantin von Jascheroff, Effi Rabsilber, Stephan Schad, Ulrike Grote u.a.
Dauer: 84 Minuten
Inhalt von Wolfgang Herrndorfs Tschick
Der 14 Jahre alte Maik Klingenberg kommt aus gtuem Haus und wird – da seine Mutter in einer Entzugsklinik und sein Vater auf „Geschäftsreise“ mit seiner jungen, attraktiven Assistentin ist – die großen Ferien alleine am elterlichen Pool verbringen und dabei über seine unglückliche Liebe Tatjana nachdenken. Zumindest denkt er genau das, bis „Tschick“ auftaucht. Tschick heißt eigentlich Andrej Tschicheatschow und geht mit Maik in eine Klasse. Tschick kommt aus einem Asi-Stadtviertel und hat es irgendwie von der Förderschule auf das Gymnasium geschafft. Mit einem von Tschick geklauten Lada begeben sich die beiden ohne Karte und Kompass auf eine Reise durch die sommerliche deutsche Provinz in Richtung Walachei, wo Tschicks Großvater lebt. Unterwegs gabeln sie noch die obdachlose Isa auf und machen sich zu dritt auf den Weg…
Tschick – Eine großartige Reise
Nach all den Fehlgriffen, die ich in der letzten Zeit getätigt habe, ist „Tschick“ endlich mal wieder echtes Hörspielgold. Die Reise der beiden Protagonisten ist vom ersten bis zum letzten Moment fesselnd. Es ist einfach wundervoll zu hören, wie die komischen und die eher traurigen Szenen ein unterhaltsames Ganzes ergeben. Das Konzept selbst, dass sich zwei völlig unerschiedliche Charaktere gemeinsam auf eine Reise ohne wirkliches Ziel begeben ist zwar nicht neu, aber es wurde hier so erfrischend umgesetzt und mit so glaubhaften wie interessanten Persönlichkeiten bevölkert, dass es eine echte Freude ist. Beim Hören wünscht man sich, dass die Reise von Tschick und Maik nie zu Ende geht und ist direkt traurig, wenn es dann doch so ist. Das Ende selbst ist – ohne zu viel verraten zu wollen – ein Schluss, der mit seiner bitteren Süße (schaut mich nicht so an, mir fällt gerade kein besserer Ausdruck ein) perfekt zum Rest der Geschichte passt.
Dies wird auch durch die hervorragenden Leistungen der Sprecherinnen und Sprecher unterstrichen, die alle sehr natürlich und authentisch wirken. Das gilt auch für die Geräuscheffekte, die hier sehr dezent eingesetzt werden und stets – da es die Geschichte fordert – obwohl sie sehr gut gemacht sind, „nur“ im Hintergrund stattfinden.
Der Weg ist das Ziel
Ja ich weiß, dass ich mit diesem Spruch ganz tief in die Klischeekiste greife. Trotzdem gibt es keinen besseren Weg, den Inhalt dieses Hörspieles (und wohl auch der Buchvorlage) zu beschreiben. Das geographische Ziel ist (wie in diesem Genre eigentlich immer) völlig egal. Was zählt ist die geistige Entwicklung der Protagonisten und wie sie aufgrund ihrer Erlebnisse unterwegs wachsen und in diesem Bereich kann „Tschick“ vollends überzeugen.
Viel zu früh zu Ende
„Tschick“ dauert mit seinen 84 Minuten schon so lange wie ein Spielfilm. Dennoch wünscht man sich als Zuhörerin oder Zuhörer, dass es noch eine halbe Stunde länger gehen könnte. „Tschick“ ist lustig, traurig und wirkt dabei immer wie mitten aus dem Leben gegriffen. Ich muss unbedingt noch das Buch lesen.
Zum Abschluss habe ich hier noch ein schönes Video gefunden. Wolfgang Herrndorf liest aus „Tschick“:
Ich denke nicht, dass der Text dieser Bearbeitung jemals veröffentlicht wurde.
Wo finde ich den Text dieser Bearbeitung?